Rezension

Mit einem Wort: Süss

Love to share - Liebe ist die halbe Miete - Beth O'Leary

Love to share - Liebe ist die halbe Miete
von Beth O'Leary

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum es geht: 

Tiffy wird von ihrem Ex quasi vor die Tür gesetzt, mit einem haufen Schulden. Jetzt muss schnell eine neue Bleibe her, die am besten nicht viel kostet. Als ihr Leons Anzeige ins Auge springt, ist sie erst skeptisch, aber was bleibt einem übrig wenn man verzweifelt ist? "Mitbewohner gesucht, die Wohnung gehört dir von 6 Uhr Abends bis 8 Uhr morgens, und an den Wochenenden, restliche Zeit mir." Alles wird geteilt, auch das Bett. Doch auch wenn man sich nie zu Gesicht bekommt, lernt man jemanden kennen. Und je mehr Tiffy von Leon erfährt, desto mehr mag sie ihn. Wie lange man sich wohl an Regeln halten kann? 

Meine Meinung:

"Ich lehne den Kopf kurz gegen die Kühlschranktür, dann lasse ich die Finger über die Lagen aus Papierschnipsel und Post-its fahren. Da steckt so viel drin. Witze, Geheimnisse, Geschichten, das langsame Kennenlernen zweier Menschen, deren Leben sich parallel zueinander verändert - oder, ich weiss es nicht, synchron zueinander. Unterschiedliche Zeiten, derselbe Ort."

Och wie süss!! Ja, muss ich auch sagen. JEDER sagt dir wie süss das Buch ist. Und ja, mit einem Seufzer kommt auch bei mir ein hohes "Ja, süüsssss..." raus. Ich glaub ich kenne kein Buch bei welches dieses Adjektiv so gut passt. 

Tiffy und Leon sind super sympathisch. Die Autorin hat hier alles richtig gemacht. Er eher der ruhige Introvertierte mit Bindungsproblemen, sie eher flippig, offen und spontan. Man kommt nicht drum rum zu lächeln, bei dem ersten Austausch der beiden. Tiffys 5 Paragraphen Nachrichten und Leons einsätzige Antworten. 
Leon hat einen anderen Stil, und ich hab lange gebraucht bis ihn mochte, den Stil. Hier ein Beispiel: "Richie ruft an, als ich gerade heimkomme. Muss zum Festnetztelefon sprinten. Reibe mir den Kopf. Schliesse die Augen. Lausche Aufmerksam, ob Richies Stimme zittert." Erinnerte mich an meine RPG Zeit. Tiffys Abschnitte sind bei weitem mehr ausgeschmückt, wie es auch zu ihrem Charakter passt. Ich versteh den Sinn dahinter schon, nur gutfinden muss ich den Stil bei Leons Abschnitte deswegen noch lange nicht. Man gewöhnt sich aber recht schnell dran und bemerkt es irgendwann nicht mehr so sehr. 
Durch die abwechselnden Perspektiven kriegt man ein schönes volles Bild von den beiden, aber auch von den Situationen um sie herum. In die Handlung mit eingeflochten wird das Drama um Leons Bruder Ritchie. Er sitzt unschuldig im Gefängnis und sie versuchen seine Unschuld zu beweisen. Daneben gibt es noch den Handlungsstrang zu Tiffys Ex Justin und der Aufarbeitung des emotionalen Missbrauches.
Und die Liebe! Schön langsam geht O'Leary es an. Wie Attraktiv man jemanden finden kann, den man ohne sich zu sehen kennt, obwohl er eigentlich nicht sein Typ ist?! O'Leary kann es umsetzen. Nach Monaten des Zusammenlebens und der Kommunikation haben sie sich kennengelernt, wenn auch nie gesehen. Tiffy weiss Anhand seines Kaffees wie gestresst er gewesen sein muss, ob er ausgeschlafen hat oder nicht. Beim ersten richtigen treffen meint Leon nur "Die Schuhe kenne ich ja gar nicht, sind die neu?" Diese Momente sind es, die das Buch so süss machen. 
Das Buch hält keine grösseren Überraschungen bereit, machen wir uns nichts vor. Jeder weiss von der erste Seite an wie es enden wird. Dennoch habe ich die über 400 Seiten fast am Stück inhaliert. Gerne hätte ich es an einem Tag gelesen, doch die Arbeit war wie immer im Weg. Daher knapp 2 Tage gebraucht. Einfach ein schönes Feel Good Buch, mit einem bisschen zu perfektem Leon und einer bisschen zu perfekten Tiffy. Aber ab und an braucht man sowas. Das tut der Seele gut. 
Ich freue mich sehr auf zukünftige Bücher der Autorin und stelle Love to Share zu meiner Mhairi McFarlane Sammlung. Beth O'Leary kann nämlich gut mithalten, mit meinen anderen Chicklit Favoriten.