Rezension

Momentaufnahmen aus dem Leben einer amerikanischen Familie

Die Sommer der Porters
von Elizabeth Graver

Bewertet mit 3 Sternen

Die wohlhabende Familie Porter verbringt ihre Sommer und Feiertage in ihrem Sommerhaus auf Ashaunt, einer Halbinsel an der Küste von Massachusetts. Im Laufe der Jahre gibt es viele Einschnitte in ihrem Leben sowie Veränderungen auf dem von allen als Idyll angesehenen Land. Das Buch zeichnet eine Familienchronik in der Zeitspanne 1942 bis 1999.

 

Für mich hat die Familiengeschichte in ihrem ersten bis S. 156 gehenden Teil recht vielversprechend begonnen. Hier wird uns die Familie Porter aus der Sicht der aus Schottland stammenden Kinderfrau Bea vorgestellt. Sie spielt im Wesentlichen im Jahr 1942 mit gelegentlichen kurzen Ausblicken auf zukünftige Ereignisse (eine Technik, die ich mag); immer wieder wird auch Beas eigener Lebenslauf eingearbeitet. Das Ganze geschieht nicht strikt chronologisch und reizt so zum Weiterlesen. Allerdings habe ich detaillierte Beschreibungen des doch so in den Vordergrund gerückten Ashaunt und des Sommerhauses vermisst. Außerdem habe ich nach dem Klappentext ein gewichtiges Geheimnis bzgl. der jüngsten Tochter Jane erwartet. Tatsächlich berührt der Vorfall aus dem Jahr 1942 ihr Leben nicht. Enttäuschend empfand ich die folgenden beiden Teile („Pflanzen und ihre Kinder“ und „Unbefugtes Betreten“). Die zweite Episode springt in die Jahre 1947 bis 1961 und wird ausschließlich aus der Sicht der Porter-Tochter Helen in Form von Briefen und Tagebüchern geschildert. Erwartet hätte ich, dass ihre jünger Schwester Janie in den Mittelpunkt gerückt worden wäre, immerhin war sie Beas „Lieblingskind“ und hat mit dem oben erwähnten Vorfall doch mit zu Beas Entscheidung für einen Verbleib in der Familie und gegen eine Heirat mit einem Soldaten geführt. Stattdessen ist von ihr nur noch am Rande die Rede und steht Helens Wankelmut bzgl. ihrer Entscheidungen im Leben im Vordergrund. Der hier gewählte Erzählstil (Briefe, Tagebücher) ist natürlich gut geeignet, um zu zeigen, was Helen aus ihrem Leben machen will. Der dritte, längste Teil rückt Helens Sohn Charlie im Jahr 1970 in den Fokus, der an den hohen Erwartungen seiner Mutter scheitert und nach Drogenmissbrauch an psychischen Problemen leidet. Positiv zu vermerken ist hier seine Verbundenheit mit dem Land seiner Familie und sein Einsatz, dort Veränderungen zu verhindern. Versöhnlich zurückgelassen hat mich dann der letzte, wieder kürzere, im Jahr 1999 spielende Teil, wenngleich er sehr traurig ist, da hier viel Leid bei den Porters und Bea beschrieben wird.

 

Insgesamt dümpelt die Handlung ohne besondere Höhepunkte vor sich hin. Ich hätte mir gewünscht, die im ersten Leseabschnitt gewählte Erzählperspektive aus Beas Sicht wäre beibehalten worden und sie hätte die Familie weiterhin beobachtet. Die Zeitsprünge wären dann weniger auffällig gewesen. Verwirrend ist, dass immer wieder Namen von Personen auftauchen, die sich nicht einordnen lassen.