Rezension

Morsezeichen als Lebensretter

Das Mädchen Jannie - Petra Hammesfahr

Das Mädchen Jannie
von Petra Hammesfahr

Jeannie hat es nicht leicht in ihrem leben. Sie wird in einen Menschenhändlerring verkauft und bettelt nun fernab ihrer Osteuropäischen Heimat in deutschen Kleinstädten. Bei einem ihrer Bettelzüge muss sie sich absetzen und landet bei Dieter. Dieter ist Autor und lebt mit seiner Mutter auf einem Bauernhof. Er kümmert sich recht anrührend um Jeannie, aber es ist einfach nicht alles Gold was glänzt. Außerdem tauchen in der Umgebung immer mal wieder Leichen auf und Komissar Klinkhammer muss ermitteln.

Das Cover zeigt Jeannie auf der Flucht zu Dieters kleinem Hof. Genau so wie es dort läuft, wird es dann auch beschrieben (äußerlich). Das gefällt mir sehr gut, denn oftmals stimmen Cover und Handlung nicht überein. Das Buch ist in diverse Kapitel unterteilt. Dabei widmet sich jedes Kapitel (mit wiederkehrender Überschrift) einem Protagonisten und ist damit sehr klar abgetrennt. 
Die Handlung beschäftigt sich mit einem furchtbar interessantem Thema. Die Vergangenheit von Jeannie wird durchleuchtet und die Machenschaft der Menschhändler auch. Dazu der seltsame Dieter, der Krimiautor der ein großes Geheimnis hat. Wirklich interessante Handlungsstränge entwickeln sich und dann... werden sie von schleppenden und langweiligen Ermittlungen unterbrochen, bei denen man sich die Frage stellt, ob es bei der Polizei wirklich so zugeht. Für einen Thriller mit Ermittlungen war die Handlung einfach zu interessant um sie von Ermittlungen unterbrechen zu lassen. Leider wird die Spannung so nicht aufrecht erhalten und gerade in der Mitte des Buches schleppt es sich sehr voran. Das Ende entschädigt leider auch nur teilweise. 
Die Charaktere sind facettenreich und handeln fast immer nachvollziehbar. Jeannie ist eine Sympathieträgerin, sie tut einem Leid und besticht durch ihre Stärke. Dieter erinnert mich sehr an den "Soll-ich-dir-ein-echtes-Kaninchen-zeigen"-typen aus der Werbung. Klinkhammer ist ein interessanter Mensch, allerdings verliert er durch die Ermittlungen an Charakterstärke. Trotzdem sind es durchweg interessante und glaubwürdige Charaktere mit ihren Eigenheiten. 
Die Sprache ist angenehm. Es liest sich flüssig. Hammesfahr schafft es, mit ihrer Sprache Bilder zu erzeugen, ob man die mag oder nicht ist eine andere Geschichte. Ich habe diese Sprache sehr genossen.
Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Die Idee ist total gut und es gefällt mir, dass sich jemand diesem Thema annimmt. Alles, was nicht Ermittlungen waren, war durchweg interessant und konnte mich sehr überzeugen. Die Ermittlungen hingegen waren so langatmig und schleppend, dass mir da der Lesespaß verloren ging und ich die Passagen teilweise nur quergelesen habe. Alles in allem ein interessantes Buch mit Längen.