Rezension

Ein harter Kampf

Das Mädchen Jannie - Petra Hammesfahr

Das Mädchen Jannie
von Petra Hammesfahr

Bewertet mit 3 Sternen

Dieses Buch war ein Kampf. Ein langer Kampf, der viel Ausdauer erfordert hat und am Ende keinen Sieger zu Tage förderte – leider.

Dieses Buch war ein Kampf. Ein langer Kampf, der viel Ausdauer erfordert hat und am Ende keinen Sieger zu Tage förderte – leider.

Ich hab die Geschichte nicht wirklich genießen können. Über weite Strecken war das Buch zäh, nur ab und zu wurde die Erzählung von Gewaltszenen durchbrochen, die dann noch schwerer zu lesen waren, als die sonstigen kaugummiartigen Abschnitte – wenn auch aus ganz anderen Gründen. Diese Passagen  lassen mich mehr zurückzucken als die Beschreibung von Gewaltszenen in anderen Büchern. Ich glaube es ist nicht die Gewalt an sich, die mich abstößt, sondern die Freude daran, die durch die Person im Buch daran mitgegeben wird. Und das dann ausgerechnet auch noch gegen Kinder. Das war schon harter Tobak. Dabei bin ich was Bücher angeht eigentlich nicht so zartbesaitet.

Im Grunde steckt hinter der Geschichte eine spannende Idee und auch eine gesellschaftskritische. Im Mittelpunkt steht die kleine Jannie, die verkauft an einen rumänischen Clan bei Wind und Wetter betteln gehen muss, um nicht bestraft zu werden und hungern zu müssen. Schicksale wie Jannies gibt es, aber es wird häufig nicht darüber geredet oder geholfen. Umso interessanter finde ich, dass die Autorin diesem Thema in ihrem Buch eine Bühne gibt. Und umso mehr ärgert es mich, dass mich die Umsetzung des Buches nicht überzeugt hat. Es war dann doch zu deutlich, dass sie gesellschaftskritisch sein wollte. Zu der ohnehin schon langatmigen Geschichte kommen so noch ausschweifende Ausführungen über Politik und Gesellschaft hinzu – das erleichtert mein Ringen mit dem Buch nicht wirklich.

Eine weitere Herausforderung sind für mich die Buchfiguren. Mit Jannie werde ich noch am besten warm, Dieter Leuken kann gar nicht sympathisch sein, Gina und Dominic sind mir zu merkwürdig und der Kommissar Arno Klinkhammer ist mir über das ganze Buch zu weit weg. Vielleicht liegt es daran, dass es mein erstes Buch der Autorin ist und ich den Kommissar bisher noch nicht kannte. Auf jeden Fall konnte ich überhaupt nicht in sein Leben eintauchen und wollte ihn eigentlich immer zur Eile antreiben, so zäh wurden mir die Passagen mit ihm immer wieder.

Letztendlich bin ich froh, dass Buch geschafft zu haben. Ich bin enttäuscht, weil so viel Potenzial da war und nur so wenig davon genutzt wurde. Das Buch hat mich immer wieder von sich gestoßen, ich habe immer wieder überlegt aufzugeben. Am Ende haben wir es gemeinsam durch die Geschichte geschafft und es war nicht alles schlecht. Einige Szenen und Gedankengänge haben mich erreicht und so geht der Kampf zwischen mir und dem Buch wohl unentschieden zu Ende.