Mythos und Emotion: Ein fesselndes Abenteuer in 'Goddess of Fury'
Bewertet mit 4 Sternen
Teresa Sporrers "Goddess of Fury" fesselt mit einem packenden Schreibstil, der größtenteils flüssig ist, obwohl es an einigen Stellen etwas langgezogen wirkt. Die Spannung steigt im Verlauf der Geschichte, und die Charaktere entwickeln sich vielschichtig.
Euryale, die Protagonistin, war mir zunächst unsympathisch, insbesondere in London, wo sie ihrer Aufgabe nicht ernst zu nehmen schien, obwohl sie zuvor so erpicht darauf war, die letzte Herausforderung zu meistern. Die Einführung von Deacon brachte frischen Wind in die Handlung. Ich mag die Dynamik zwischen den beiden, bin mir jedoch nicht sicher, warum Euryale ihn nicht mag; ihre Vergangenheit scheint unklar. Die Briefe, die sie sich hin und her schicken, sind jedoch amüsant und bieten einen unterhaltsamen Einblick in ihre Beziehung. Deacons Bereitschaft, Euryale zu helfen, wirft Fragen auf, und ich würde gerne mehr über die Hintergründe ihrer Mutter erfahren.
Der zweite Leseabschnitt war besonders spannend, da er tiefere Einblicke in Euryales Vergangenheit und ihren Exfreund bietet. Ich habe das Gefühl, dass dieser und Deacon auf irgendeine Weise miteinander verbunden sind. Ihre Beziehung entwickelt sich schnell, was mich ins Grübeln bringt: Ist das Tempo angemessen oder zu rasch? Positiv ist jedoch, dass Euryale bereit ist, ihre bisherigen Interessen in Frage zu stellen und sich auf eine neue Liebe einzulassen.
Die Frage, wie Deacon zu den roten Fäden auf seiner Hand kam, bleibt bis jetzt nur angedeutet. Es ist klar, dass er einen schweren Weg hinter sich hat, doch die genaue Ursache für die Fäden bleibt unklar.
Callisto wird mir zunehmend sympathischer. Ihr Verlust von Kind und Mann ist nachvollziehbar und bietet einen emotionalen Hintergrund für ihre Charakterentwicklung. Es ist berührend zu sehen, wie Cecilia ihr möglicherweise helfen kann, einen neuen Lebenswillen zu finden.
Dennoch gibt es bei Deacon einen unbehaglichen Unterton. Seine Reaktionen auf ernste Ereignisse wirken oft zu nüchtern und distanziert. Die Frage, ob eine so schnelle Liebe realistisch ist, beschäftigt mich weiterhin. Erst als ich erkenne, dass sechs Monate vergangen sind, wird die Handlung nachvollziehbarer; zuvor hatte ich den Eindruck, dass alles innerhalb eines Monats geschah.
Der dritte Abschnitt ist der stärkste und verändert meine Sicht auf das gesamte Buch. Es geschieht viel: Deacon wird als Halbgott entblößt, Cecilia als Vampir, und Euryale und Callisto finden eine gemeinsame Basis. Der Riss in Deacons Elternhaus, der mit der Schere des Mythos verbunden ist, fügt der Geschichte eine spannende Wendung hinzu. Besonders gelungen ist die Verbindung zwischen Euryale und Medusa, die einen tiefen Einblick in beide Vergangenheiten gewährt.
Das Ende ist tragisch und lässt den Leser mit gemischten Gefühlen zurück. Trotz der vorhersehbaren Wendungen ist es berührend und schön, vor allem Deacons selbstloses Handeln.
Insgesamt hat "Goddess of Fury" meine Erwartungen übertroffen und bietet eine interessante Mischung aus Mythologie, Spannung und emotionalen Konflikten. Ich freue mich auf den nächsten Band und die weiteren Entwicklungen der Charaktere.