Rezension

Naivität kann tödlich sein

Mord im Lichthof
von Andreas Kimmelmann

Bewertet mit 2 Sternen

Alwin Eichhorn ist 26, hat soeben sein 2. Staatsexamen bestanden und das große Glück gehabt, in der angesehenen Kanzlei des Dr. Bier eine Anstellung zu finden. Schon am ersten Tag bekommt er seinen ersten Mandanten: Gerald Weißhaupt, Jurastudent an der Münchner Uni, dem vorgeworfen wird, einen anderen Studenten umgebracht zu haben. Es gibt eine Menge Zeugen dafür, doch obwohl trotzdem noch Unklarheiten herrschen, schweigt sich der Beschuldigte aus. Kann er, darf er oder will er nicht sagen, was tatsächlich passiert ist?
Alwin ist verwirrt, denn es gibt ein paar Puzzleteilchen, die nicht so richtig in das Geschehen passen. Da ist zum einen die Aussage eines Freundes seines Mandanten, bei der gelogen wurde, dann stellt sich heraus, dass ein halbes Jahr vorher bereits ein anderer Student ermordet wurde und plötzlich sieht sich der Junganwalt im Fokus eines gewalttätigen Geheimbundes von Jurastudenten und gestandenen Juristen. Er fühlt sich beobachtet, bedroht, wird zusammengeschlagen (wenn auch aus einem anderen Grund) und kommt zu spät, um eine weitere Jurastudentin vor einem Mord zu retten.
Zum Schluss scheint ihm die Wahrheit offenbar zu werden - nur damit er feststellen muss, dass er wiederum getäuscht wurde; sein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert.

So interessant der Einstieg in diesen Anwaltskrimi war (die Beschreibung des Ablaufs in einer Kanzlei war neu für mich), so nett auch die anderen Protagonisten in der Kanzlei und außerhalb gezeichnet waren, so gab es bei der Hauptperson - Alwin - keinerlei erkennbare Entwicklung. Er war naiv, er blieb naiv und dass er sowohl bei der Schlägerei als auch zum Schluss dem Tode entrinnen konnte, war dem Zufall und viel Glück geschuldet. Anfangs war mir seine Tollpatschigkeit und Ernsthaftigkeit sympathisch, aber spätestens, als er anfing, für seinen Mandanten zu lügen, ging die Geschichte den Bach runter. Ich finde, dass dieser Krimi durchaus Potenzial hat: Der Autor weiß auch, worüber er schreibt, aber es gibt an allen Ecken und Kanten noch einiges zu klopfen und zu feilen.