Rezension

Nett

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse - Thomas Meyer

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
von Thomas Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

»Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse« ist die unterhaltsame Geschichte des jungen Juden Mordechai Wolkenbruch, genannt Motti, für der den Einfluss seines orthodox jüdischen Umfelds, inklusive seiner »mame«, an Bedeutung verliert und der die nichtjüdische Umwelt kennenlernt, inklusive die Arme einer »Schickse«, einer nichtjüdischen Frau.

Wenn ein junger Mann über 20 sich gegen seinen Willen regelmäßig von seiner Mutter zu Kennenlernterminen mit jungen Jüdinnen schleifen lässt, von denen er eine heiraten soll, macht mich das nervös – ist ein solches Maß an Wehrlosigkeit wirklich glaubhaft? Man hat mir versichert, »jüdische mames« könnten wirklich so sein. Nun gut. Motti jedenfalls mag eine »Schickse« und beginnt sich vom orthodoxen Judentum zu entfernen, wobei ihm ein Israelbesuch bei Verwandten weiterhilft, der ihn eigentlich »zur Vernunft bringen« sollte (dazu, eine jüdische Frau zu finden). Die dominante jüdische »mame« wird zurückgedrängt, der Vater schaut weitgehend passiv zu.

Das Ganze ist unterhaltsam erzählt, aber ohne Tiefgang – die Probleme, die mit dem Verlassen des orthodoxen Judentums für den Betroffenen wie für die Eltern verbunden sein mögen, werden weitgehend an der Oberfläche abgehandelt. Die Sprache des Autors ist mit jiddischen Ausdrücken versetzt, was die Lektüre (durch das viele Nachschlagen im Glossar) bisweilen etwas mühsam macht.

Insgesamt: für mich eine nette Geschichte, aber nicht mehr.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 29. August 2021 um 22:06

Guck an, daher kommt der vielsagende Ausdruck "Schickse". Schade, ein bisschen tiefer geschürft und es wäre ein super Roman geworden.

 

Steve Kaminski kommentierte am 30. August 2021 um 14:41

Ja, über weite Teile zu sehr auf die "Mame" und den unbeholfenen Sohn abgestellt. Und seine Gewissensbisse bei der zunehmenden Abwendung von der orthodoxen Haltung seiner Umwelt bleiben auch arg an der Oberfläche. Herr Meyer wollte halt vermutlich vor allem was Unterhaltsam-Witziges schreiben.

wandagreen kommentierte am 30. August 2021 um 17:23

Schnelles Geld.