Rezension

Nette Idee, schlechte Umsetzung

Holly. Die verschwundene Chefredakteurin - Anna Friedrich

Holly. Die verschwundene Chefredakteurin
von Anna Friedrich

Holly - die verschwundene Chefredakteurin ist der erste Band der neuen Reihe rund um die Berliner Zeitschrift Holly und ihre Mitarbeiter. Die Reihe erscheint ab Februar 2015 monatlich, insgesamt ist sie auf 6 Bände angelegt. Nicht nur das monatliche Erscheinen, auch der Preis von 5€ und das flippige Coverlayout erinnern an ein Frauenmagazin. Das Motto ist toll getroffen.

Inhaltlich dreht sich alles um das Frauenmagazin Holly und die Chefredakteurin Annika Stassen, die spurlos verschwunden ist. Daraufhin bricht in der Redaktion das reinste Chaos aus. Intrigen werden geschmiedet, Positionen neu besetzt, alte Mitarbeiter kommen zurück und neue hinzu. Da ich mit den Figuren nicht warm geworden bin, war es etwas schwierig, alle Personen auseinander zu halten. Ich hatte so einige "Wer ist das noch gleich?"-Momente. Die Idee und das Marketing drumherum gefallen mir zwar gut, der Plot von Holly konnte mich aber nicht begeistern.
Ein fetter Minuspunkt ist in meinen Augen die sprachliche Umsetzung des ganzen. Ein recht lockerer Umgang mit der Syntax, teilweise vulgäre Sprache und ein Schreibstil, der es zu keinem Zeitpunkt vermag, die Emotionen der Figuren an mich zu transportieren. Die Idee der Kamera, die sich bewegt, die ranzoomt und wegschwenkt, mag ja originell sein (hat in meinen Augen aber mehr mit Fernsehen denn mit Frauenmagazinen zu tun), bewirkt aber auch, dass alles sehr distanziert und oberflächlich bleibt. Die Figuren und ihre Schicksale sind mir nicht nur gleichgültig, weil ich nicht in ihre Gefühlswelt eintauchen kann, ich kann mir nicht einmal merken, welcher Name zu wem gehört. Scheinbar wurde mehr Fokus auf Markenklamotten gelegt, denn auf die Zeichnung der Charaktere. Es liest sich wie eine Ansammlung loser Notizen. Zudem wird das Stilmittel der Kamera nur sehr unregelmäßig eingesetzt, daher wirkt es auf mich recht zufällig und irgendwie planlos. Vielleicht sollte es als geschicktes Mittel für Szenenwechsel fungieren, falls ja, ist das in meinen Augen aber recht holprig geworden. So toll die Idee drumherum auch sein mag, ich war froh, als ich die letzte der 160 Seiten gelesen hatte. Sprachlich wahrlich kein Vergnügen und auch inhaltlich hat es mich nicht gepackt.

Innovative Idee, aber ich habe nach Band 1 schon genug von Holly. Schade.