Rezension

Nicht aus der Hand zu legen!

Alles muss versteckt sein - Wiebke Lorenz

Alles muss versteckt sein
von Wiebke Lorenz

Marie ist in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie. Sie soll ihren Freund auf bestialische Weise umgebracht haben. Sie verweigert eine Therapie. Sie hat resigniert. Als ihr Exmann sie besucht, überzeugt ist, dass Marie nicht die Täterin sein kann und ihr zu helfen verspricht, fängt Marie an, mit ihrem Arzt zu sprechen und wir erfahren, was in Maries Leben schief ging, wie sie zu ihrer Krankheit kam und was in der Tatnacht passierte .. Auch die "Kinder", das sind Anteile der multiplen Persönlichkeit der Neuen in Maries Abteilung, haben Vertrauen zu Marie und sind überzeugt, dass sie niemals einen Menschen umbringen könnte.

Das Leben in der forensischen Abteilung wird von der Autorin intensiv beschrieben. Wir erhalten einen Einblick in den trostlosen Alltag von Marie, die Rivalitäten zwischen den Insassen, der Hoffnungslosigkeit.  Die Erzählperspektiven wechseln von der Ich-Perspektive, in der Marie mit ihrem Psychiater Jan spricht und Tagebucheinträgen in den auktorialen Erzählstil.
 
Nach und nach lernen wir das Drama kennen, das zu Maries Einweisung führte.

Die Autorin schafft es den Leser so zu fesseln, dass man das Buch in einem Rutsch durchlesen muss!

Ein absoluter Pageturner mit einigen Wendungen und überraschendem Schluss, der in das Thema "Zwangserkrankung" Einblicke gewährt.

Die Psychiatrie scheint sich allerdings in den letzten hundert Jahren nicht weiterentwickelt zu haben. Die Patienten werden immer noch mit Medikamenten stillgelegt und weggeschlossen. Zwangserkrankte haben oft eine jahrelange Odyssee vor sich, bis sie therapiert werden können, das ist erschreckend.

5/5 Sterne für diesen intensiv erzählten Pageturner mit interessantem Thema, der einige Überraschungen bereit hält.