Rezension

Nicht ganz so sehr Feel-Good-Story wie erhofft

Die Buchhandlung zum Glück -

Die Buchhandlung zum Glück
von Susan Wiggs

Bewertet mit 3 Sternen

In letzter Zeit habe ich einige Wohlfühlromane zum Thema Buchhandlungen gelesen, viele davon waren nach einem ähnlichen Handlungsschema aufgebaut, aber dadurch nicht minder bezaubernd. So hatte ich auch an dieses Werk (- erschienen im Januar 2021 bei HarperCollins -) die üblichen Erwartungen: sympathische Hauptfiguren, ein paar liebenswerte Nebenfiguren, eine gemütliche Buchhandlung und jede Menge Gefühl. Leider hat mich Susan Wiggs' Werk nicht ganz so beglückt zurückgelassen wie erhofft, dennoch gab es einige positive Aspekte.

Zur Handlung:
Am bisher wichtigsten Tag ihrer Karriere erlebt Natalie einen schrecklichen Schicksalsschlag; sie verliert ihren Partner und ihre Mutter bei einem Flugzeugabsturz. Schlimmer noch - sie gibt sich selbst die Schuld am tragischen Ereignis, da sich beide auf dem Weg zu ihr befanden, um sie bei einer betrieblichen Feier zu überraschen. Natalie hatte in dem auf Weinhandel spezialisierten Unternehmen im idyllischen Sonoma, einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Kaliforniens, nämlich erst kürzlich eine Beförderung erhalten. Nun zieht sie zurück nach San Francisco, in das hübsche, leicht marode viktorianische Haus, das einst ihr Zuhause gewesen war, denn dort lebt ihr an Demenz erkrankter Großvater Andrew – und auch die Buchhandlung ihrer Mutter Blythe befindet sich im Erdgeschoss. Schnell erkennt Natalie, dass ihr harte Zeiten bevorstehen. Der Laden, so charmant eingerichtet er auch sein mag, steckt in enormen finanziellen Schwierigkeiten und somit gesellen sich zu Natalies Trauer auch Wut und Verzweiflung hinzu. Ein Verkauf kommt für sie und Andrew nicht in Frage, aber all die nötigen Reparaturen am Haus müssen bezahlt werden. Eine Lesung mit dem gefeierten, unverschämt attraktiven Star-Autor Trevor Dashwood könnte die Rettung sein. Und dann ist da auch noch Peach: Handwerker, Musiker (und Vater der jüngsten Stammkundin Dorothy), der Natalie mit Rat und Tat zur Seite steht…

Die mit allerlei Rückblicken gespickte Geschichte ist in dritter Person geschrieben, hauptsächlich aus der Sicht von Natalie und Peach, aber auch von 'Grandy' Andrew. Auf den ersten rund 100 Seiten dreht sich alles um Blythes Tod und Natalies bzw. Andrews Umgang damit. Einerseits lernt man die weibliche Hauptfigur in diesem Leseabschnitt bereits recht gut kennen und einschätzen, andererseits zog sich der Einstieg in die eigentliche Handlung damit für meinen Geschmack zu sehr in die Länge und drückte der Story, ob der offensichtlich traurigen Thematik, einen Stempel unterschwelliger Schwermütigkeit auf, die auch im Laufe der Handlung leider nie ganz verschwand.

Natalie Harper ist eine sympathische junge Frau, die sich in ihrem Job viel zu sehr von gehässigen Kollegen/innen ausnutzen lässt, deren Fehler sie regelmäßig und selbstverständlich ausbügelt. Es ist ja schön, wenn man sich hin und wieder für andere Menschen aufopfert, aber deshalb muss man sich doch nicht alles gefallen lassen. Sehr gut gefiel mir hingegen die Darstellung der innigen Beziehung zwischen Enkeltochter und Großvater.
Peachs Perspektive empfand ich als etwas angenehmer zu lesen; seine Faszination mit der scheinbar gebrochenen Harper wirkt absolut glaubwürdig. Außerdem ist seine kleine Tochter Dorothy einfach entzückend. Hier käme nun eigentlich die Erwähnung der reizenden Nebenfiguren, die allerdings allesamt recht blass blieben und keinen bedeutenden Eindruck bei mir hinterließen; schon wenige Tage nach der Lektüre musste ich ernsthaft überlegen, um mich überhaupt an ihre Namen erinnern zu können. Der Epilog ist in Form von Zeitungsartikel geschrieben, welche den weiteren Lebensverlauf der Hauptfiguren aufzeigen. Dadurch dass ich zu den Protagonisten keine enge Bindung aufbauen konnte, berührte mich ihr Schicksal letztlich nicht sonderlich.

Der erhoffte Charme der Buchhandlung im unter Denkmalschutz stehenden Gebäude kam viel zu kurz; zwar wurde das Interieur beschrieben, aber eine richtige Wohlfühlatmosphäre kam nicht zustande. Dafür lockerten ein Nebenplot zur Familiengeschichte und einige unerwartete Fundstücke das Ganze etwas auf. Auch diesbezüglich hätte ich mir eine intensivere Ausführung gewünscht; doch so dieses Thema wurde nur oberflächlich angerissen.

Fazit: Trauerbewältigung und Neuanfänge, eine von dramatischen Ereignissen geprägte Familiengeschichte und (leider nicht ganz überzeugende) Romantik – all das vor der Kulisse einer Buchhandlung in San Francisco. Das Potential dieser tollen Grundidee wurde meines Erachtens nicht ausgeschöpft, aber es bleibt ein netter Roman für Zwischendurch, dem ich gerne 3 Sterne gebe.