Rezension

Nichts für schwache Nerven

Das Gift der Wahrheit - Julia Corbin

Das Gift der Wahrheit
von Julia Corbin

Zum Inhalt:
Der Fund einer weiblichen Leiche ruft Kommissarin Alexis Hall und ihre Freundin, die Kriminalbiologin Karen Hellstern, auf den Plan. Die Frau starb an Spinnenbissen und sie ist nicht das einzige Opfer – ein sadistischer Serienmörder treibt sein Unwesen. Auf der Suche nach dem Killer geraten die beiden Ermittlerinnen nicht nur an ihre körperlichen, sondern auch an die seelischen Grenzen, da die eine von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und die andere die notwendige Distanz zu einem mittelbaren Opfer vermissen lässt.

Mein Eindruck..
… wird zuerst einmal von dem außerordentlichen Cover bestimmt. Das sieht nicht nur rau aus, es fühlt sich auch so an. Handschmeichler wie dieser Umschlag sind ein Garant dafür, dass das „echte“ Buch noch lange nicht von seiner elektronischen Version verdrängt wird.
Dieses positive Gefühl trägt sich dann auch durch die Geschichte, welche sehr oft einen vor allem für Spinnenphobiker hohen Grad der Spannung hält. Die Story wird dabei unterstützt von einer Vielzahl Figuren, bei denen sich die Autorin vor allen Dingen bei den weiblichen Charakteren ein großes Maß an Mühe mit der Ausarbeitung gibt. Diese hat man sehr gut vor Augen – inklusive Kleidungsstil, Frisuren und anderen körperlichen Attributen. Bei den Herren der Schöpfung bleibt diese Detailarbeit aus, einzig die – natürlich fabelhaft aussehende – fast-oder-doch-nicht-aber-dann-doch-gerne-Beziehung von Alexis wird genauer beschrieben. Dazu sind viele negative Eigenschaften zumeist beim starken Geschlecht zu finden – Rachsucht, Homophobie, Gewalt wird dort verdrahtet, während die Frauen auch außerhalb der Krimihandlung eher Opfer sind. Das stört ebenso wie das übergroße Päckchen, das Alexis mit ihrer Herkunft als Kind eines Serienmörderpaares, Adoptivnichte eines unbelehrbaren Onkels und hilfloses Hascherl in Herzensdingen zu tragen hat, - aber dabei soooo gut aussehend, dass die Leserschaft gähnt. Ähnlich verspannt ist Karen mit ihrer Unfähigkeit, Abstand zu dem Tatgeschehen und einem Opfer zu halten, dafür aber viel davon zu ihrer eigenen, privaten Umgebung aufbaut.
Aber abgesehen von dem privaten Kokolores ist Corbin eine sehr spannende Geschichte gelungen, mit überraschenden Wendungen, guten Erklärungen, detailreichen Todeskämpfen und interessanten Einblicken in die Gerichtsmedizin und Biologie.
Für den nächsten Krimi würde ich mir weniger Privatprobleme und mehr Fall wünschen. Die beiden Damen sind fähig, ihr Team sympathisch und differenziert – das darf auch einmal für einen Thriller reichen.

Mein Fazit:
Zu viel private Nebensächlichkeiten, dafür aber ein grandioser Kriminalfall