Rezension

Niemandsstadt

Niemandsstadt - Tobias Goldfarb

Niemandsstadt
von Tobias Goldfarb

Bewertet mit 5 Sternen

Zu Beginn konnte ich mir gar nicht so richtig vorstellen, was mich bei Niemandsstadt erwartet. Umso mehr war ich überrascht und auch begeistert von diesem Buch.

Josefine kann die Niemandsstadt betreten, dort gibt es allerlei Wesen, die man sonst nur aus Fantasiegeschichten kennt. Kobolde und Elfen trifft man auf der Straße und auch Dämonen sind keine Seltenheit. Dabei hat der Autor auch ein paar süße Ideen, so laufen die Mülltonen selbständig zum Abfallbeseitigungsfahrzeug und kippen sich hinein.

Josefine, oder auch Fine, Joe, Josef, die gute hat einige Namen, war mir gleich sehr sympathisch. Sie hat eine humorvolle Art die Dinge zu betrachten und sorgte so bei mir öfters für Schmunzeln. Ich mag es, wie sie die Welt sieht und innerhalb der Geschichte agiert. Besonders, wenn man ihr junges Alter bedenkt.

In der Geschichte gibt es aber noch eine weitere Protagonistin, nämlich Eli. Zunächst war sie mir nicht so sympathisch. Dies änderte sich aber schnell, da sie einen nach kurzer Zeit hinter ihre Fassade blicken lässt. Auch sie ist für ihre alter ein äußerst reifer Charakter und sehr vielschichtig. Gerade im Hinblick auf „Influencer" fand ich ihren Charakter richtig gut. Besonders ihre differenzierte Betrachtungsweise mochte ich und natürlich ihr Kämpferherz.

Der Aufbau ist sehr übersichtlich, immer wenn wir von Josefine zu Eli springen wird dies durch einen neuen Teil deutlich gemacht, und die Schriftart ändert sich. Dies mag ein kleines Detail sein, aber jeder der schon mal ein Buch mit mehreren Perspektiven gelesen hat und sich fragte, bei wem bin ich jetzt? Wird so etwas zu schätzen wissen. Wobei die beiden Protagonistinnen hier so gut herausgearbeitet sind, dass keine Verwechslungsgefahr besteht.

Es ist ein bisschen schwierig euch von Niemanstadt vorzuschwärmen, ohne zu viel zu verraten. Aber ich werde es versuchen. Die Geschichte hat eine wunderbare Botschaft und die Idee finde ich richtig gut. Es ist, auch wenn es vielleicht beim ersten Blick auf den Klappentext so erscheint, keine Geschichte, die man so schon 100mal gelesen hat. Und auch wird die eigentliche Geschichte nicht durch eine Liebesgeschichte gemindert. Wie oft verlaufen sich leider grandiose Ideen im Sand, weil die Protagonistin sich nur noch Gedanken darüber macht, wie schön ihre Haut gekribbelt hat, weil er sie berührt hat. Dem war hier zum Glück nicht so und ein Jugendbuch ohne Lovestory ist mal sehr erfrischend. Die Botschaft die in Niemandsstadt vermittelt wird bzw. was es dem Leser begreiflich machen möchte, finde ich richtig gut und auch wichtig.

Niemandsstadt ist ein Plädoyer für mehr Fantasie, für Langeweile und Tagträume, für weniger Smartphones und die daraus resultierende dauerhafte visuelle Bestrahlung. Aktuell, wichtig, humorvoll und unterhaltsam. Mit starken Protagonistinnen, die vielschichtig sind und einigen spannenden Szenen, bei deren lesen man die Luft anhält.