Rezension

Nüchtern

Das Philosophenschiff -

Das Philosophenschiff
von Michael Köhlmeier

Bewertet mit 3 Sternen

Die Architektin Anouk Perleman-Jacob bittet zu ihrem 100. Geburtstag einen Schriftsteller darum, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Sie erzählt, wie sie mit ihren Eltern in Russland lebte und plötzlich des Landes verwiesen wurde. Sie müssen mit einem Schiff Richtung Westen fliehen und landen am Ende in Österreich.

Gut gefallen haben mir die Schilderungen der Zustände im damaligen Russland. Viel verändert hat sich ja bis heute nichts. Für ein Kind, wie es Anouk damals war, muss es sehr befremdlich gewesen sein, plötzlich seine Sachen packen zu müssen und auf ein Schiff verfrachtet zu werden, mit einem ungewissen Ende. Mir waren jedoch die Schilderungen der Flucht zu gefühllos erzählt. Es gibt keine Höhen und Tiefen im Buch. Die Protagonistin rattert geschichtliche Fakten und ihre Eindrücke nüchtern herunter und der Schriftsteller hört zu und stellt ab und an mal eine Zwischenfrage. Gerade die Erzählung, was auf dem Schiff vor sich ging, verliert durch die sachliche Schilderung total an Wirkung. Für mich ist das Buch eine sehr nüchterne Biografie, bei der man viel Interesse an der russischen Geschichte mitbringen muss.