Rezension

Originelle Grundidee, toller Schreibstil, aber zu viele umständliche Erklärungen!

Todschreiber - Maren Graf

Todschreiber
von Maren Graf

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Kriminalroman "*Todschreiber*" ist das Debüt von "*Maren Graf*", der sich mit Selbstmorden beschäftigt, die von außen gesteuert sind. Das Buch erscheint 2016 im "*Gmeiner Verlag*". Die Kripo Kiel wird zu zwei Selbstmorden gerufen, die eigentlich eindeutig erscheinen. Dennoch rätselt Kommissarin Lena Baumann über die Ursachen. Die Toten kamen nach einer Psychotherapie wieder gut mit ihrem Leben zurecht und machten weitere Pläne. Von einer Depression war auf den ersten Blick nichts zu erkennen. Bis Lena mysteriöse Briefe entdeckt, die sie irritieren. Steckt dort des Rätsels Lösung - in der Macht der Worte?

Dieses Krimidebüt überzeugt mit einer wirklich originellen Grundidee: der sagenhaften Macht der Wörter.
Für Lesefreunde natürlich das Thema schlechthin!

Maren Graf zeigt, wie sich ein unbekannter Briefeschreiber in die Köpfe der Opfer einschleicht und sie mit beeinflussenden Worten schliesslich zum Selbstmord bringt. Das kann mit Hypnose zusammenhängen, aber auch mit einer begleitenden psychologischen Behandlung, die bestimmte Ziele verfolgt. Die Willenssteuerung des Opfers wird dadurch unterdrückt, der fremde Wille durchgesetzt.
Diese Art der Beeinflussung nennt die Gerichtsbarkeit "Tötung in mittelbarer Täterschaft".
Doch kann es das wirklich geben? Meiner Meinung nach ist das eher fraglich.

Mich hat der gelungene Schreibstil auf jeden Fall mitgerissen, die detailgenaue Sprache und die gut gezeichneten Figuren hatte ich stets gut vor Augen. Die Tathergänge sind authentisch geschildert, es gibt einige heftige Opfer-Beschreibungen, die über einen normalen Krimi schon im Genre des Thrillers einzuordnen sind. Genauso erscheint es mit der eingehenden psychologischen Betrachtungsweise, auch hier würde ich das Buch eher als Thriller bezeichnen.

Die spannende Frage, wer denn nun hinter diesen Briefen steckt und welche Absicht er verfolgt, bleibt bis zum Ende offen.
Die Recherche der Kommissarin erweist sich als schwierig, es müssen Hypnose-Spezialisten, Internetforen und Schriftexperten befragt werden. Dabei werden immer wieder verschiedene Thesen untersucht, ohne Frage interessante Themen, die aber leider in der Ausführlichkeit der Spannung schaden.
 
Der Charakter Lena Baumann ist gelungen, es gibt im Leben der jungen Frau auch private Umstände, die sie belasten. Wie sie selbst fast in die Fänge des Briefeschreibers gerät, baut Maren Graf äußerst geschickt in die Handlung ein.
Auch das hat Thrillerqualität und weckt bei mir Interesse an nachfolgenden Büchern der Autorin.

Von der regionalen Einbindung hätte ich gern noch mehr gelesen, es werden zwar Schauplätze genannt, diese hätten aber noch mehr mit Leben gefüllt werden können.  

Ein Krimi, der mich von der Grundidee her absolut überrascht und mit seinem tollen Schreibstil erfreut hat. Die ausführlichen Erklärungen waren mir aber leider zu langatmig.