Rezension

Packender Thriller mit schwachen Figuren

Die Gottesmaschine -

Die Gottesmaschine
von Reinhard Kleindl

Bewertet mit 4 Sternen

Der Klappentext dieses Buches hat mich an mein Lieblingsbuch, Der Name der Rose, erinnert und so musste ich zugreifen. Tatsächlich ist der Plot selbst auch ähnlich, wobei wir uns natürlich im 21. Jahrhundert befinden und somit bestimmte religiöse und philosophische Fragen in einem anderen Kontext stehen. Obwohl die Ähnlichkeit durchgehen vorhanden war, werde ich in dieser Rezension jedoch keinen Vergleich versuchen oder die Bewertung gar davon abhängig machen, wie gut oder schlecht der Vergleich ausfiele – das wäre mehr als unfair diesem Werk gegenüber.

Spannende Thriller-Elemente

Das Buch verspricht von Anfang an Spannung und liefert diese auch. Das Setting in einem abgelegenen Kloster, das dann auch noch jeden Kontakt zur Außenwelt aufgrund eines Sturms verliert, ist ideal für die stetig wachsende Angst der Protagonisten. Die Art, wie das Innere des Klosters beschrieben ist, liest sich klaustrophobisch. Auch wenn ich mir den Grundriss nicht immer vorstellen konnte, so leistet das Buch doch genügend Arbeit, um das uralte Kloster zum Leben zu erwecken und den Ort selbst beinahe als Bedrohung wirken zu lassen.

Obwohl immer wieder längere Gespräche um Philosophie, Religion, Mathematik und diverse benachbarte Wissenschaften stattfinden, verliert die Geschichte nie an Tempo. Im Gegenteil, diese Gespräche erlaubten es mir, durchzuatmen und mich zu erholen von dem beklommenen Gefühl, dass jederzeit etwas passieren könnte. Gleichzeitig waren sie auch genau ausführlich genug, um mir als Laie die grundlegenden Fragen nahezubringen und die versuchten Lösungen verständlich zu machen. Ich habe es geliebt, die Frage nach Gott auf mathematisch-logische Art und Weise präsentiert zu bekommen.

Mangelnde Charakterentwicklung.

Auch wenn wir eine größere Anzahl an Personen begleiten, haben wir einen klaren Hauptcharakter sowie seine Partnerin, die uns durch die Geschichte führen. Obwohl beide direkt zu Beginn genügend Hintergrundgeschichte bekommen haben, um echte, lebende Menschen sein zu können, waren sie es doch am Ende, die mich gestört haben. Trotz des Hintergrundwissens konnte ich bis zum Schluss nicht sagen, welche Charaktereigenschaften sie eigentlich auszeichnen. Mir fehlte die tiefere Bindung zu allen Personen, auch zu den Protagonisten. So spannend ihre Gespräche auch waren, so flach blieben die Charaktere selbst.

Es war für mich von Anfang an klar, dass hier der Plot und die Frage nach Gott – sowie der Mordfall – im Mittelpunkt stehen würden. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass noch ein wenig mehr Tiefe für alle Personen, vor allem aber für die Protagonisten fühlbar gewesen wäre. Je näher ich mich den Charakteren fühle, umso stärker wirken Bedrohung und Mysterien.

Fazit

Der Thriller „Die Gottesmaschine“ von Reinhard Kleindl besticht durch einen gut recherchierten Plot, der an einem beklemmenden Ort stattfindet. Je länger man die Charaktere im Kloster begleitet, umso mehr kann man die unsichtbare Bedrohung förmlich spüren. Die Gespräche über Religion, Philosophie und andere Wissenschaften geben dem Mordfall Tiefe, während die Figuren selbst leider bis zum Schluss farblos bleiben. Wer noch etwas mehr über die Welt lernen will, während ein Mordfall geklärt wird, ist bei diesem Buch auf jeden Fall genau richtig.