Rezension

Packender und atmosphärisch dichter Roman um die historische Figur William Marshal

Der dunkle Erbe -

Der dunkle Erbe
von Tom Melley

Bewertet mit 5 Sternen

Mit diesem Buch legt der Autor Tom Melley seinen vierten historischen Roman vor und konnte mich dabei ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern. Nach drei zusammenhängenden Romanen, die hauptsächlich in Deutschland und dem Heiligen Land angesiedelt sind, entführt er uns diesmal nach England und Frankreich und widmet sich dort der historischen Figur William Marshal.

Als im April des Jahres 1199 der englische König Richard Löwenherz überraschend verstirbt, verhilft sein alter Weggefährte William Marshal dessen Bruder John, der den wenig schmeichelhaften Beinamen Ohneland trägt, zum Königsthron. Dieser ist aber keineswegs eine Wunschlösung, sondern eher das kleinere Übel gegenüber seinem Neffen Arthur, der unter dem Einfluss des französischen Königs Philipp steht. Doch dass dieses Übel trotzdem ziemlich groß ist, muss Marshal in den folgenden Jahren auch am eigenen Leib erfahren.

Mit einem packenden Schreibstil erzählt der Autor eine atmosphärisch dichte Geschichte voller Spannung und Dramatik. Dabei erleben wir das zum Teil doch recht wilde Treiben aus den wechselnden Perspektiven von William und John, die zwischendurch aber auch immer wieder durch weitere Blickwinkel ergänzt werden. Das sorgt für einen umfassenden Blick auf das Geschehen, der dem Buch ausgesprochen gut bekommt und für eine prickelnde Atmosphäre sorgt. Getragen wird das Ganze von einer Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, eine gut aufeinander abgestimmte Mischung aus historischen und fiktiven Figuren, denen es problemlos gelingt, die Geschichte mit Leben zu füllen. Die Handlung hält sich dabei eng an die tatsächlichen Ereignisse rund um die Jahre 1199 bis 1204, der Autor nutzt die durchaus vorhandenen Lücken aber geschickt aus, um sie mit viel Einfallsreichtum zu füllen, ohne die Ereignisse zu verfälschen. Ein Personenregister und ein Nachwort am Ende des Buches geben nicht nur Auskunft über Dichtung und Wahrheit, sondern zeugen zudem von einer intensiven Recherchearbeit des Autoren, die der Geschichte absolut zugutekommt.  

Wer auf spannende und atmosphärisch dichte historische Romane mit einer satten Portion Mittelalter steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.