Rezension

Pageturner

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt -

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
von Franzi Kopka

Bewertet mit 4.5 Sternen

In dieser Zukunftsversion existiert Deutschland nicht mehr, sondern ist nun Sestiby – ein Staat, in dem Lügen der Vergangenheit angehören. Alle Menschen sind durch ein Medikament gezwungen die Wahrheit zu sagen und enorme negative Gefühle werden unterdrückt. Liest sich zunächst wie eine Utopie, aber es brodelt vieles dahinter. Denn die Bevölkerung lebt beispielsweise in unterschiedlichen Ringen und wenn man nicht bis zu einem gewissen Alter geheiratet hat, steigt man in den untersten Ring ab. Mae muss deshalb mit ihrem Bruder in das Partnerschaftsprogramm. Doch dort könnte sie sich verraten: Mae ist anders und verspürt die ganze Bandbreite an Gefühlen.

Weitestgehend spielt die Geschichte im Camp des Partnerschaftsprogramms. Doch auch hier hat der Weltenaufbau und Maes Andersartigkeit eine große Bedeutung. Während sie ihre Gefühle zu vertuschen versucht, kommt sie dem Aufseher Grayson näher, der Liars aufspürt. Diese Geschichte ist unglaublich spannend, ist Mae doch immer in Gefahr ihr Geheimnis verraten zu müssen und weiterhin passieren einige Dinge, sodass ich gar nicht aufhören konnte noch eine Seite und noch eine Seite zu lesen. Außerdem gibt es viele tolle und unterschiedliche Charaktere: Einen illoyalen Freund, einen beschützerischen großen Bruder, den vermeintlich bösen Rebellen, eine offenherzige Freundin und noch so viele sympathische Charaktere oder undurchsichtige Gegenspieler.  Eine Szene zwischen zwei Charakteren hat mir zum Ende hin das Herz gebrochen, weshalb ich sogar Tränen in den Augen hatte. Das Ende bestätigt, hat aber auch so viele offene Aspekte und Handlungsstränge! Ein fieser Cliffhanger, der mich sehr, sehr neugierig auf den nächsten Band macht. Endlich habe ich wieder eine großartige Jugendbuch-Dystopie gelesen, ich hab solche Lektüre vor Jahren geliebt!

Der Weltenaufbau hat tolle Ideen und klingt logisch. Es könnte eine perfekte Welt sein, wären da nicht wieder Menschen, die unterdrückt werden oder Mae, die nicht ins System passt. Das Buch ist so spannend, eben weil ich immer mehr von der Welt lesen wollte. Trotzdem bleiben mir bis zum Schluss viele ungeklärte Fragen, was ich sehr schade finde und teilweise das Gefühl habe, die Geschehnisse nicht richtig einordnen zu können. Zum Beispiel ist das ganze System der Zwangsheirat auf wackeligen Knien. Warum hat Maes Freund mit ihr Schluss gemacht um eine andere vor dem gesellschaftlichen Absturz zu bewahren? Können Ehen geschieden werden oder ist das nicht nötig, weil diese durch die unterdrückten negativen Gefühle eh glücklich verlaufen? Warum wird nun dieses Camp organisiert, statt weiterhin eine App mit der vorhandenen KI zu nutzen? Und worüber ich mir im ganzen Buch unsicher war: Welche negativen Gefühle werden durch die VeriTabs unterdrückt? Alle oder nur die drei im Klappentext erwähnten?

 

Fazit:
„Honesty“ ist ein wahrer Pageturner. Der interessante Weltenaufbau und die Geschehnisse peitschen einen durch die Geschichte, die natürlich mit einem fiesen Cliffhanger endet. Jedoch habe ich den Eindruck die Struktur von dem Staat Sestiby nicht greifen zu können, ich habe noch einige offene Fragen. Eine unfassbar fesselnde und aufregende Dystopie im Stile von „Die Bestimmung“, „Die Auslese“ und die Tribute von Panem“.