Rezension

Pferdeduft und Pfefferkuchen

Das Fest der kleinen Wunder - Ulrike Renk

Das Fest der kleinen Wunder
von Ulrike Renk

Das Fest der kleinen Wunder eine winterliche Erzählung von Ulrike Renk, erschienen im Rütten & Loening (Aufbau) Verlag

...Fredericke war ein weiteres Mal in den Stall gegangen. Die winterliche Sonne hatte den Nebel aufgelöst, aber ihre Kraft reichte nicht mehr, um die vereisten Pfützen aufzutauen. Bald würde es schneien, der kalte Wind kam aus dem Osten. ...

Ulrike Renk nimmt den Leser mit nach Ostpreußen auf Gut Fennhusen im Winter 1925. Die Charaktere sind durchweg liebenswürdig und glaubhaft dargestellt. Der wundervolle Schreibstil lässt das alte Land in Bildern auferstehen. Die Familie, die Bediensteten und die Leute leben im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten. Die Autorin gibt einen wunderbaren Einblick in das Alltagsleben und die Rituale in der Provinz. Dazu gehören der strenge Tagesablauf, der durch zeitiges Aufstehen, Andachten und Hauslehrer gekennzeichnet ist. Auch die typischen, leckeren Köstlichkeiten, die die Köchin Schneider mit Hingabe zubereitet werden liebevoll beschrieben. Am Ende des Buches befindet sich ein Rezept für Pfefferkuchen nach Art der Köchin Schneider, welches der Herstellung sicher lohnt.

So erleben Frederike und ihre Geschwister im Rahmen der damaligen, konvetionellen Regeln eine unbeschwerte Zeit. Zusammen mit ihren Pferden verbringen sie sorglose Stunden und nehmen an der großen Jagd teil. Lustige Elemente lassen der spitzbübische Fritz und dessen Freund durch ihre Lausbubenideen einfließen. Für mich war es eine heitere, unbeschwerte Geschichte mit sprachlich typischen Slang. Majellchen, Marjellchen, dat wird jestimmt een dolles Fest!

Daher hat mir hat diese leichte, positive, weinachtliche Geschichte aus Ostpreußen unheimlich gut gefallen. "Frühling auf Gut Fennhusen", welches im März 2019 erscheint, ist schon vorbestellt. Und auch die drei bereits erschienen Romane der Ostpreußen-Saga werde ich mit Genuß lesen.