Rezension

Poor little rich girl oder die Goldene Adele ...

Die Dame in Gold - Valérie Trierweiler

Die Dame in Gold
von Valérie Trierweiler

Bewertet mit 5 Sternen

Mit dem biografischen Roman „Die Dame in Gold“ hatte ich das Glück Adele Bloch-Bauer kennenzulernen, die mich auf eine ganz bezaubernde Art fasziniert hat. Sie hat das unverschämte Glück als Tochter von Moritz Bauer, dem Direktor der Großbank Wiener Bankverein – also quasi mit einem goldenen Löffel im Mund - geborenen zu werden. Als sie im Jahr 1899 den Zuckerfabrikanten Ferdinand Bloch heiratet, scheint das Glück komplett. Doch ganz entgegen der Mutterfreuden ihrer Schwester Therese, mit der sie ein Leben lang sehr eng verbunden ist, bleibt es ihr selbst verwehrt, eigene Kinder zu haben. Eine Totgeburt und der schnelle Tod ihres zweiten Kindes lassen sie zunächst in tiefe Depressionen verfallen. So stellt es sich schließlich als großes Glück und Erlösung aus dem Dämmerzustand heraus, dass sie den Maler Gustav Klimt kennenlernt und ihr Mann Ferdinand ein erstes Gemälde seiner geliebten Adele in Auftrag gibt. Die „Frau in Gold“ ist geboren …

Es ist hinlänglich bekannt, dass Adele schließlich ihren ihr treu ergebenen Ehemann mit dem Künstler betrügt, und doch kann man ihr beim Lesen des Romans nicht wirklich böse darum sein. Sie liebt ihren Mann Ferdinand von ganzem Herzen, aber er kann nicht die Leidenschaft in ihr erwecken, die in ihr steckt. Sie hat ein Feuer, das sie dazu nutzt Gutes zu tun für Menschen, die in weniger glücklichen Umständen leben, sie interessiert sich für Politik und würde sich zu gerne mehr engagieren, doch im Wien der frühen 20er Jahre ist noch kein Raum dafür geschaffen und so sucht sie in Gustav Klimt ein Outlet, ihren Schaffensdrang zu befriedigen.

Es kann gut sein, dass mein erst kurz zurück liegender Besuch in Wien mir diesen Roman so nahebringt. Ich durfte dabei auf ihren Spuren wandeln und - ganz an der Oberfläche kratzend - Adeles Wien kennenlernen und vielleicht ein wenig verstehen. Ich bin begeistert, vergebe volle fünf Sterne und bin nach diesem Buch auch noch gar nicht bereit, diese Stimmung zu verlassen. Ich werde noch ein wenig in Erinnerungen schwelgen und genießen!