Rezension

Prunk, Protz, Gloria

Crazy Rich Asians - Kevin Kwan

Crazy Rich Asians
von Kevin Kwan

Bewertet mit 5 Sternen

Crazy Rich Asians ist ein Buch, dass eigentlich so gar nicht in mein übliches Beuteschema passt, da ich sonst weder ein Fan von Chick-Lit, noch von Liebesromanen bin. Und doch, als ich dieses Buch bei einigen Bloggern, deren Meinungen ich hoch schätze entdeckte, sprach es mich irgendwie an. Ich kann immer noch nicht sagen, warum genau, aber ich bin dieser Eingebung jetzt im Nachhinein unendlich dankbar.

Willkommen in der Welt der Dekadenz
"Ich habe keine Ahnung, wer diese Leute sind, aber eins kann ich dir sagen: Sie sind reicher als Gott persönlich."
(Crazy Rich Asians, Kevin Kwan, Kein & Aber Verlag, S.81)

Eigentlich liefert der Titel dieses Buches schon alles, was man über das Buch wissen Buch: Es spielt in Asien, es geht um reiche Leute und es wird verrückt, und zwar so richtig. Kevin Kwan stößt nicht nur die bodenständige Rachel Chu, sondern auch den Leser mit voller Wucht in eine Welt des Prunks und des Protzes. Wir reden hier nicht von simplen Millionären, sondern von schwerreichen Multimillionären und Milliardären. In dieser Welt der extrem Superreichen wird das Geld ausgegeben, als läge es auf der Straße und es wird eine Dekadenz gelebt, die fast schon obszön ist.

In dieses glitzerndes Universum einzutauchen ist für Normalsterbliche wie ich fast schon, wie in eine Fantasywelt einzutauchen, so fremd erscheint einem das Leben der asiatischen VVIPs (eine Steigerung des VIPs). Dass dieser Tripp ins Absurde so viel Spaß macht, liegt ganz klar an dem Stil des Autors. Das Buch ist verdammt witzig, Zum einen, durch Charaktere wie Peik Lin, die schrill, bunt und wunderbar sind, zum anderen jedoch und das ist der weitaus größere Teil, ist es eine Art von Humor zwischen den Zeilen. Es wurde schon vielfach der Vergleich mit Jane Austen gezogen und auch ich komme nicht umhin, in der Art der Darstellung der “höheren” Gesellschaft Parallelen zu sehen. Beide Autoren üben gleichzeitig Witz, aber auch Gesellschaftskritik dadurch aus, dass sie die betreffende Gesellschaftsschicht gnadenlos offen legen. Es muss kein expliziter Witz über die Dekadenz des Geldadels gemacht werden, denn allein die Handlungen und das Auftreten der Charaktere reicht schon, die Absurdität des Ganzen vorzuführen.
 
Detailreich und Authentisch
Diese Wirkung des Romans wird noch dadurch verstärkt, dass er trotz, oder vielleicht auch grade wegen all des Prunks, überaus authentisch ist. Der Autor Kevon Kwan stammt selbst aus einer dieser supperreichen asiatischen Familien und sagt selbst über seinen Roman: “Die Realität ist noch verrückter“.
Diese Authentizität findet sich jedoch nicht nur in der Darstellung der asiatischen Elite, sondern auch sonst in jedem kleinen Detail des Romans. In dem Feeling von Singapur, dem Traditionsbewusstsein der Chinesen oder auch die Bedeutung von Familienbanden in Asien. In diesem Roman kann man tatsächlich noch einiges lernen und ich persönlich konnte so einiges über die chinesische und singapurische Kultur mitnehmen. Eine Warnung aber sei gegeben: Lest diesen Roman niemals hungrig! Wie Kevin Kwan Essen beschreibt, ist unvergleichlich und lässt wirklich jedem sofort das Wasser in den Mund zusammenlaufen. Ich glaube, sollte ich je nach Asien kommen, werde ich 90% meines Aufenthaltes nur am fressen sein xDDD
 
Eine komplexere Handlung, als man meinen würde
Doch genug geredet über die Welt der Superrechen. Kommen wir lieber zur Handlung. Wenn man den Klapptext so liest, könnte man denken, man bekommt was Unterhaltsames, aber auch recht Gradliniges. Doch diejenigen dürften schnell vom Buch überrascht werden, denn der Autor schlüsselt seine Handlung in viele Perspektiven und Nebenstränge auf. Manchmal hat man zu Beginn eines Kapitels keine Ahnung warum man jetzt plötzlich über diese Person was erfährt, doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Sinn ergibt alles. Trotz der zahlreichen Perspektiven schafft es der Autor, dass man nie das Gefühl hat, man verliere den Fokus der Handlung. Alles läuft zusammen und was zunächst belanglos erscheint, wird später wichtig. Das ist ganz große Kunst! Sicher, ein paar Fragen bleiben auch zum Ende hin offen, aber das ist ja schließlich auch nur der Auftakt zu einer Trilogie.
 
Als Letztes möchte ich in meinem Lobgesang auch noch die Charaktere hervorheben. Auch hier überzeugt das Buch wieder mit Individualität. Neben den wunderbaren Protagonisten Rachel und Nick, von denen einem besonders Rachel einfach ans Herz wächst, gibt es auch ganz tolle Nebencharaktere, wie die bereits erwähnte Peik Lin, oder auch Nicks Cousine Astrid, der auch ein größeren Nebenhandlungsstrang gewidmet ist. Natürlich dürfen aber auch keine Intrigantinnen und Snobs fehlen, die zwar echt unausstehlich waren, die aber die Geschichte dadurch nur unterhaltsamer machten.

Fazit:
I love it! Anders kann ich es nicht sagen. Dieses Buch ist witzig, frech, klug und unterhaltsam. Es führt gewieft eine Gesellschaft vor, die so dekadent ist, dass es schon echt absurd ist, deren Faszination man sich aber nur schwerlich entziehen kann. Es überzeugt mit Humor, einer vielseitigen Handlung und tollen Charakteren. Was will man mehr? Ein ganz klares Highlight.