Rezension

Psychologisch geschickt aufgebaut

Rachemelodie - Claudius Crönert

Rachemelodie
von Claudius Crönert

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch beginnt mit einem Gedicht von Bastian Siewert. Er war wegen der Ermordung eines jungen Mädchens verurteilt worden und ist seit wenigen Tagen in Freiheit.

In einem Kiosk wird eine Frau ermordet. Die Inszenierung gleicht der, die damals Bastian Siewert

zugeschrieben wurde.

Im der Mordkommission aber gibt es eine Änderung. Thomas Ostrowski wurde zur frühzeitigen Pensionierung gedrängt, um Platz für einen Nachfolger Rahlke frei zu machen. Offiziell wollte man Thomas mehr Zeit geben, um sich um seine kranke Frau zu kümmern.

Die Personen wurden gut charakterisiert. Geschickt nutzt der Autor die Pensionierung von Ostrowski, um mir das Team vorzustellen.

Ostrowski war ein erfolgreicher Ermittler. Akribische Betrachtung des Tatorts und konsequente Entscheidungen zeichneten ihn aus.

Sein Nachfolger Rahlke strotzt vor Inkompetenz. Am Tatort hat er keinen Plan, gegen gute Ratschläge ist er immun, Personalentscheidungen fällt er nach Sympathie und Antipathie. Wie er zu seinem Posten kam, bleibt lange unklar.

Kemal, dem eigentlich der Chefposten zugestanden hätte, kann über das Verhalten von Rahlke nur den Kopf schütteln.

Der Roman beginnt spannend und kann diesen Spannungsbogen bis zum Schluss halten. Neben den Um- und Irrwegen der Mordkommission sieht Ostrowski von Anfang an Siewert als Täter. Er warnt seine Tochter Jenny, die als Taxifahrerin arbeitet. Leider ist ihr Verhältnis gespannt.

Das Buch wird in drei Ebenen erzählt. Zum ersten sind das die unterschiedlichen Ermittlungen, zum zweiten sind es die Rachephantasien von Siewert und zum dritten die Planung und Beschreibung der Morde.

Der Roman ließ sich zügig lesen. Dazu haben die abwechslungsreiche Handlung und die psychologische Auslotung der Protagonisten beigetragen. Dem Autor gelingt es trotzdem, die wahren Gedanken und Motive geschickt zu verschleiern.  

Der Sprachstil ist ausgereift. Emotionen sind dadurch gut nachvollziehbar. Besonders die Entwicklung von Ostrowski und Kemal im Laufe der Handlung, ihr Tun und Denken werden sehr gut dargestellt. Die Orte des Geschehens werden ausreichend beschrieben. Bei Siewert legt der Autor Wert darauf, mich als Leser wissen zu lassen, wie er gekleidet ist und sich bewegt.

Das Cover ist gelungen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu hat nicht nur die fesselnde Handlung, die für manche Überraschung gut war, beigetragen, sondern auch der Einblick in das nicht einfache Privatleben der Protagonisten. Betroffen gemacht hat mich, dass Kemal, der seit Jahren als Kommissar arbeitet, sich noch ausländerfeindliche Bemerkungen anhören muss.