Rezension

Puppenspiele anno 2021

Schwabentod - Sybille Baecker

Schwabentod
von Sybille Baecker

Bewertet mit 5 Sternen

Dieser Krimi ist für Andreas Brander und sein Team der neunte, für mich der erste. Warum eigentlich? Wie konnte ich diese Reihe bisher übersehen?

 

Worum geht’s?

 

KHK Brander und seine Kollegin Persephone „Peppi“ Pachatourides werden zu einem entlegenen Aussiedlerhof gerufen. Der Anblick, der sich dort den Ermittler bietet, gleicht einem bizzaren Marionettenspiel. Levin Goldmann liegt grotesk verrenkt und mit rosa Lack überzogen in seinem Haus. Die einzigen „Tatzeuginnen“ sind sechs lebensgroße Silikonpuppen, von denen eine mit Peppi plappert. Ziemlich schräg! Nach und nach stellt sich heraus, dass Goldmann mit den Puppen handelt und sie als Gefährtinnen gegen die Einsamkeit anpreist.

 

Als wenig später eine weitere rosa lackierte Leiche auftaucht, die noch dazu mit Goldmann bekannt war und mit ihm Geschäfte gemacht hat, muss sich Brander in die Welt der „Real Dolls“ begeben.

 

Meine Meinung:

 

Es mag zu Beginn ein wenig spooky scheinen, von Menschen zu lesen, die lieber mit lebensgroßen Puppen leben als mit echten Partnern. Noch gruseliger ist es aber, dass diese „Living Dolls“, wie sie auch genannt werden, eine KI also Künstliche Intelligenz besitzen und ähnlich wie Alex, Siri oder Co. auf Kommandos reagieren und/oder Konservation pflegen können. Autorin Sybille Baecker hat viel Zeit in die Recherche gesteckt und im Dialog zwischen den Teammitgliedern erfährt der staunende Leser, was es nicht alles zu kaufen gibt. Ganz billig sind diese lebensechten Puppen ja nicht. Je nach Ausführung sind das schon einige tausend Euro zu berappen. Gekleidet und geschminkt wollen diese Damen ja auch werden. Füttern braucht man sie nicht. Daher sind Figurprobleme und Diäten kein Thema,

 

Die Charaktere dieses Krimis überzeugen. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, wobei die Bösen immer einen Hauch komplexer zu sein scheinen. Durch geschickt platzierte Hinweise führt die Autorin ihre Leser ein wenig an der Nase herum. Da ist zum einen die Freundin von Levin Goldmann, die lügt wie gedruckt, aber ein wenig zu naiv wirkt, um die Täterin zu sein. Zum anderen scheint auch der Geschäftspartner von Goldmann verdächtig.

 

Andreas Brander ist ein empathischer Ermittler, der durch den Herzinfarkt seine unmittelbaren Vorgesetzten nicht nur dessen Lebensretter ist, sondern auch in dessen Rolle schlüpfen muss, was ihn ein bisschen an seine Grenzen bringt. Doch mit einem Glas erlesenem Whisky kann er sein inneres Gleichgewicht wieder finden, das auch seine Ziehtochter Natalie ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht hat.

 

Herrlich auch die beiden Emanzen-Schwestern, die gerne übers Ziel hinausschießen. Wobei, ein Körnchen Wahrheit in ihren Thesen vorhanden ist: In Führungsetagen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert.

 

Jedenfalls habe ich festgestellt, dass mir durch die Unkenntnis dieser Reihe eine Vielzahl von vergnüglichen Lesestunden vorenthalten wurden. Dem muss ich gleich abhelfen und mache mich auf die Suche nach den acht Vorgängern. Und wenn, wie dir Frau Autorin andeutet, im Herbst 2021 ein zehnter Fall für Brander & Team zu haben sein wird, bin ich gleich dabei.

 

Fazit:

 

Ein fesselnder Krimi, der durch das Thema ein wenig skurril wirkt, jedoch einen ernsten Hintergrund hat. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.