Rezension

Rache holt die Toten nicht zurück

Zorn der Lämmer -

Zorn der Lämmer
von Daniel Wehnhardt

Bewertet mit 4 Sternen

In allen Büchern zum Thema der Judenverfolgung im dritten Reich ging es vor allem um die Verbrechen, Opfer und Täter. Die Folgen für die Überlebenden des Holocaust hat selten jemand beschrieben. Wenn überhaupt geht es um die Schuldgefühle weil sie überlebt haben und andere nicht. Hier wird ein ganz anderes Empfinden beschrieben. Der Wunsch nach Rache nicht nur an den Nazis sondern am gesamten deutschen Volk, weil die Deutschen gejubelt, geholfen oder zu mindestens geschwiegen haben. Nach Meinung einer Gruppe überlebender Juden sollen auch wahllos 6 Millionen Deutsche sterben. 
Einerseits ist dieser Wunsch mehr wie gerecht, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben. Aber werden dadurch die Toten wieder lebendig? Wird all das Leid durch neues Leid ausgelöscht? Eine Meinung zu haben ist einfach wenn man 20 Jahre nach Kriegsende geboren wurde, niemals so etwas erlebt hat. Ich würde niemanden von den Figuren in diesem Buch für seine Gedanken verurteilen. Aber Morde sind etwas anderes, auch als Opfer dieser unmenschlichen Taten muss ich daran denken, was ist wenn ich einen Unschuldigen töte oder gar einen der Juden geholfen hat? ,Was macht es mit mir wenn ich mich auf eine gleiche Stufe mit den Nazis stelle?
Simon Wiesenthal hat einmal gesagt, auf die Frage warum er immer noch Nazis verfolge. Recht nicht Rache für alle Toten, für alle Opfer dieser Täter.
So schwer es fällt aber in dem Moment in dem ich das gleiche tue wie die Täter bin ich nichts besser. Rache ist ein kurzes berauschendes Gefühl, ähnlich wie eine Droge.
All das lässt der Autor seine Protagonisten durchleben. Die Gewalt, die Erniedrigung, die Angst und dann die Wut und Verzweiflung.
Das Buch ist  einerseits wie erwartet etliche Szenen der Gewaltherrschaft, der Rachehandlungen und der Diskussionen. Andererseits hat mich die Gefühlskälte bei allen Figuren gestört, ich konnte mit keiner Person warm werden, mein Gefühl für die Opfer blieb an der Oberfläche, es wurde zu romanhaft geschildert. Wenn das Wissen nicht wäre das der Holocaust eine Tatsache ist, könnte man das Buch als eine Thriller beschreiben.