Rezension

Raffinierte Inszenierung

Perchtoldsdorfer Punsch -

Perchtoldsdorfer Punsch
von Christian Schleifer

Bewertet mit 5 Sternen

„...Der Pfarrer konnte es nicht fassen. Gerade eben hatte er an einer Predigt zur Verteidigung der Flüchtlinge gearbeitet, und da wurde er von irgendwelchen Arabern überfallen?...“

 

Diese Zeilen stammen aus dem Prolog des Buches. Wenige Minuten später ist der Pfarrer tot. Er fällt vom Wehrturm der Kirche. Ausgerechnet Andrea und Charlotte finden ihn.

Die Autor hat erneut einen abwechslungsreichen und politisch brisanten Krimi geschrieben. Die Geschichte spielt in einem Ort in der Nähe von Wien. Es ist der dritte Fall aus der Reihe.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das Buch vermittelt sehr viel Lokalkolorit. Genau dazu passt die Sprache, die häufig von einem feinen Humor durchsetzt ist.

Auf den Weg zum Turmbau hatte Charlotte den Todesschrei des Pfarrers und eine arabischen Ruf gehört. Das hatte sie allerdings nicht für voll genommen. Gut, nach einem Tag auf den Weihnachtsmarkt mit viel Punsch ist das verzeihlich. Trotzdem stellte sich ihr eine Frage:

 

„...Was taten lauf grölende Araber, die nicht einmal die eigene Sprache richtig beherrschten, um diese Zeit im beschaulichen Pechtoldsdorf?...“

 

Mit beschaulich haben die nächsten Tage allerdings nicht all zu viel zu tun. Die sogenannte Heimatpartei pöbelt die Flüchtlinge an und macht Stimmung für die Wahlen. Die örtliche Polizei hält sich bedeckt. Währenddessen gibt es eine Bombendrohung für die Kirche. Die Christmesse soll im Fernsehen übertragen werden. Genau für diesen Tag wird das Szenarium angekündigt.

Die Lösung des Falles spielt anfangs kaum eine Rolle. Es fehlen Anhaltspunkte. Dafür aber darf ich als Leser das Geschehen auf dem Weihnachtsmarkt und im Weingut von Charlotte und ihre Familie verfolgen. Ich lerne eine Menge über die Herstellung von Eiswein.

 

„...Im Gegensatz zur normalen Weinlese musste man auf nichts großartig achtgeben. Es mussten keine angeschlagenen Trauben aussortiert, keine Blätter vorsichtig abgetrennt werden...“

 

Zu den inhaltlichen Höhepunkten des Buches gehört das Gespräch zwischen Charlotte und Karin. Letztere kümmert sich um die Flüchtlinge. Sie legt gekonnt die Finger in die Wunden und zieht glasklare Schlussfolgerungen.

 

„...Wenn in Syrien Friedensverhandlungen geführt werden, wer tut das dann? Die Syrier? Nein! Die Russen, die Türken, die Amerikaner und ein paar arabische Staaten. Da geht es doch um ganz andere Sachen...“

 

Charlotte ist diejenige, die den Mord am Pfarrer und die Drohungen hinterfragt. Sie weist auf Unstimmigkeiten hin und befürchtet, dass sie gerade einen großen Schwindel vor sich sehen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Handlung ist zwar fiktiv, leider aber so oder ähnlich durchaus möglich.