Rezension

Richtig schöne Weihnachtsgeschichte

Stille Nacht, flauschige Nacht - Petra Schier

Stille Nacht, flauschige Nacht
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich möchte, dass Papa ein bisschen mehr Zeit für uns hat und nicht mehr so schlimm gestresst ist [...].Vielleicht, wenn er eine Frau kennenlernen würde, in die er sich verliebt und die er dann irgendwann heiraten könnte, dann hätten wir eine neue Mutter...“

 

Das Buch beginnt mit dem Brief des 10jährigen Joel an den Weihnachtsmann. Das obige Zitat stammt daraus und weist schon auf die Probleme hin. Patrick Sternbach hat nach dem Tod von Klarissa die Zwillinge Joel und Jessica zu sich genommen. Das ist jetzt ein Jahr her. Die Geschichte wird im Vorgängerband erzählt. Patrick hat eine eigene Firma. Er baut Holzhäuser. Leider hat ihn nicht nur seine Sekretärin in Stich gelassen, auch einer der Schreiner ist nach der Hochzeit verzogen. Patrick hat Probleme, alles zeitlich auf die Reihe zu bekommen, zumal er gern mehr mit den Zwillingen unternehmen würde.

Angelique, die Freundin von Laura, hat gerade ihren Job als Assistentin der Geschäftsleitung verloren. Sie will sich eine längere Auszeit nehmen. Laura ist mit Patricks Bruder verheiratet. Sie bittet Angelique, sich um einen Job bei Patrick zu bewerben.

Die Autorin hat eine unterhaltsame und trotzdem in die Tiefe gehende Weihnachtsgeschichte geschrieben.

Der Schriftstil ist ausgefeilt. Einige Besonderheiten zeichnen die Reihe aus. Dazu gehört, dass grundsätzlich der Weihnachtsmann bei den Ereignissen seine Finger im Spiel hat und dass jeweils ein Hund eine wichtige Rolle spielt. Dieses Mal ist es Oskar, der sich eigentlich als Streuner sieht und nur auf Zeit bei Joel und Jessica bleiben will. Seine Gedanken werden kursiv wiedergegeben. Das liest sich dann so:

 

„...Ihr Menschen seid immer so kontrollsüchtig und tut Dinge, die ich nicht verstehe und die ein Hund niemals tun würde...“

 

Bei der Begegnung von Patrick und Angelique hat man als Leser den Eindruck, dass Feuer und Wasser aufeinander treffen. Angelique weiß, was sie kann und macht das deutlich. Patrick will sich sein Tun nicht aus der Hand nehmen lassen. Es liegt an seiner Vergangenheit, dass es ihm schwer fällt, Vertrauen aufzubauen. Angelique ist eine Macherin. Innerhalb kurzer Zeit hat sie Patricks Firma umgekrempelt. Multitasking ist für sie das tägliche Brot. Sie hat einen Blick für das Wesentliche und kann selbst mit schwierigen Kunden umgehen.

Von Anfang an wird deutlich, wie es zwischen beiden knistert. Doch keiner von ihnen will das zugeben oder mehr zulassen, als ein Arbeitsverhältnis, weil sonst weitere Probleme vorprogrammiert sind. Leider sehen das die Zwillinge anders. Sie mögen Angelique und beginnen, Fäden zu ziehen.

Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören bei der Autorin die fein ausgearbeiteten Gespräche, die nicht nur die jeweilige Stimmung wiedergeben, sondern auch einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten geben. Im Hause Sternberg ist Gastfreundschaft ein Muss.

Als Lukas, Angeliques Bruder, mit zum Plätzchenbacken bei Sternbachs erscheint, reagiert der Hausherr so:

 

„...Fühlen Sie sich wie zu Hause, junger Mann, und das meine ich wörtlich. Wenn die Sippschaft in der Küche erfährt, dass Angelique ihren Bruder mitgebracht hat, sind Sie sowieso schon so gut wie adoptiert...“

 

Die Tischgespräche sind meist amüsant und sparen gegebenenfalls nicht mit der einen oder anderen spitzen Bemerkung. Jessica dagegen macht in Dialogen sehr schnell klar, wie sie die Sache sieht. Nur mit Gefühlen tut sie sich schwer.

Eher leise und weise Gespräche werden zwischen Angelique und ihrer Tante Inge geführt. Bei Patrick und Angelique allerdings wird im Gesprächen mehr angedeutet und ausgelassen, als wirklich miteinander geredet. Dass Angelique das ganz anders kann, beweist sie in dienstlichen Gesprächen. Dort kann sie notfalls sehr energisch werden.

 

„...Nun, wie gesagt, wir haben die Lieferung fest eingeplant. Ich möchte Ihnen ungern die Daumenschrauben anlegen...“

 

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Einerseits wird die Stimmung der Vorweihnachtszeit gut eingefangen, anderseits darf ich als Leser einen Blick auf schwierige Charaktere werfen. Immer aber überwiegt die Hoffnung, auch wenn es dafür durch manch Tiefen geht und ungewöhnliche Wendungen vorprogrammiert sind. Manchmal spielt selbst das Wetter eine entscheidende Rolle.