Rezension

Rivalen

Die Perlenprinzessin. Rivalen -

Die Perlenprinzessin. Rivalen
von Iny Lorentz

Bewertet mit 4 Sternen

1771 Hamburg. Gleich zwei junge Herren möchten die schöne Mina Thadde zur Ehefrau gewinnen, was den Vater von Mina zu einer Wette inspiriert. Sowohl Kapitän Simonsen als auch Kapitän Jörgen Mensing nehmen die Herausforderung an, die kostbarste Ladung aus der Karibik nach Hamburg zu bringen, um durch den Hamburger Handelsherrn Minas Hand und damit den Segen für eine Ehe zu erhalten. Das Unterfangen endet für Simonsen erfolgreich, während Jörgen bei der Überfahrt vom Pech verfolgt wurde. Als Mensing zurück in Hamburg ist, schiebt er sein Unglück mit geschickten Lügen glaubhaft Simonsen in die Schuhe und ruiniert damit nicht nur seinen Ruf als Kapitän, sondern schnappt sich trotz Niederlage Mina als Ehefrau. Doch Simonsen lässt das nicht auf sich sitzen und so hat diese unglückselige Wette weitreichende Folgen für alle Beteiligten und ihre Nachfahren…

Das Autorenduo Iny Lorentz hat mit „Die Perlenprinzessin-Rivalen“ den ersten Band ihrer neuen historischen Südsee-Saga vorgelegt, dessen Geschichte über eine Fehde zwischen zwei Reeder-Familien mehrere Generationen überspannt. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser ins Hamburg des 18. Jahrhunderts reisen, wo er nicht nur die Betriebs- und Bedeutsamkeit des Handelshafens kennenlernt, sondern erstmals auf die Protagonisten trifft. Schnell wird deutlich, dass es bei einer Ehe für die eine Seite darum ging, gesellschaftlich eine Stufe aufzusteigen und auf der anderen beruflich voranzukommen. Eine Heirat in bessere Kreise war vorrangig immer ein Geschäft, wobei die Väter ihre Töchter an den meistbietenden verschacherten, um neben finanzieller Absicherung auch ihr Ansehen zu steigern. Gut recherchiert und spannend inszeniert unterlegen die Autoren ihre Geschichte mit dem notwendigen historischen Hintergrund, während sie die Handlung über einen Zeitraum von 1771 bis 1825 ziehen, und lassen die Zeit der französischen Besatzung ebenso lebendig werden wie die Seefahrerwelt. Was als riskanter Wettstreit begann, entpuppt sich im Verlauf als Lügen- und Intrigengespinst, dass immer größere Kreise zieht und etliche Generationen gegeneinander vergiftet. Aufgrund der bildreichen Beschreibungen und der kurzweiligen Erzählweise fühlt sich der Leser schnell als Teil des Ganzen und erhält auf seinem Beobachtungsposten guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt sowie in das mit boshaftem Konkurrenzplänen und Intrigen gespickte Minenfeld, was ihn regelrecht an den Seiten kleben lässt, während die Szenerie vor dem inneren Auge vorbeirauscht. Mit einem Knall endet die Geschichte, um die Erwartung der Fortsetzung spannend zu gestalten.

Die Charaktere wurden mit menschlichen Ecken und Kanten ausstaffiert und lebendig in die Szenerie eingefügt. Sie wirken glaubwürdig und realistisch, so dass der Leser in ihre Fußstapfen tritt und die Verfolgung aufnimmt, um ihr Schicksal mitzuerleben und seine Sympathien gerecht zu verteilen. Simon Simonsen ist ein besonnener und ehrlicher Mann, der auf übelste Art getäuscht und verleumdet wurde, so dass sein Leumund ruiniert und seine Karriere dahin ist. Nur langsam erholt er sich davon, doch die Erfahrung lässt ihn hart werden. Jörgen Mensing ist mit wenig Ehrgefühl, umso mehr mit Missgunst und Neid ausgestattet. Er sucht nur seinen Vorteil und stürzt dafür andere ohne Rücksicht auf Verluste ins Unglück.

„Die Perlenprinzessin-Rivalen“ ist ein farbenprächtiger historischer Auftakt, der den Leser nicht nur auf eine Zeitreise einlädt, sondern zwei Familiengeschichten nebst Abenteuer, Intrigen und Schicksalsstunden nebeneinanderher erzählt. Ein unterhaltsamer Schmöker, der für kurzweilige Lektüre sorgt.