Rezension

Roadtrip auf Schwedisch mit ernsten Tönen

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan -

Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan
von Karin Janson

Bewertet mit 4 Sternen

„Heute reden wir über confidence […], Selbstvertrauen.“ Als Anni, Mitte 40 und gerade von einer Brustkrebserkrankung geheilt, die alten Motivationskassetten ihrer Mutter findet, fehlt ihr vor allem eines: Vertrauen in sich selbst. Eigentlich sollte jetzt, nach der überstandenen Therapie, alles wieder gut werden. Doch stattdessen steckt sie irgendwie fest. Ihr Teilzeitjob bei einem Pflegedienst, ihre Ehe, die Kommunikation mit ihrem Teenager-Sohn – alles fühlt sich auf eine unbestimmte Art nicht mehr richtig an. Oder liegt es an ihr?

Durch einen Zufall ist sie plötzlich stolze Besitzerin eines roten, ehemaligen Postbusses von 1963 und von da an verändert sich einiges in ihrem Leben. Mit Hilfe ihrer Schwester baut Anni den Bus in einen mobilen Dessous-Laden um und fährt mit ihrem „BH-Bus“ über Land. Auf diesem Road-Trip lernt sie die unterschiedlichsten Menschen kennen, gerät in teilweise kuriose Situationen und beginnt ganz langsam wieder zu sich selbst zu finden. Allmählich werden ihr einige Dinge klar und während sie noch hin und her gerissen ist, ob sie um ihre Ehe kämpfen will oder einen Neuanfang wagen, kommt ein lange zurück liegendes Familiengeheimnis ans Licht, das sie erneut aus der Bahn zu werfen droht. Doch dann wird ihr schlagartig klar: „Wenn ich etwas für meinen Sohn tun kann, dann, ehrlich mit mir selbst zu sein.“

„Eine Frau, ihr Bus und der unverschämt kluge Plan“ von Karin Janson ist trotz der ernsten Themen, die Janson teilweise fast beiläufig anklingen lässt, ein Buch mit Wohlfühlfaktor. Letztlich geht es darum, was im Leben zählt, nämlich glücklich sein und sich um die Menschen kümmern, die einem wichtig sind, und dass man ruhig ab und an seine Komfortzone verlassen kann. Jansons Protagonisten sind authentisch und sympathisch, teilweise gewollt stereotypisch, das aber meist nur auf den ersten Blick. So, als würde sie uns einen Spiegel vorhalten. Dabei bleibt sie immer objektiv und indem sie die Puzzleteile charmant, aber nicht kitschig, ineinander fügt, kreiert die Autorin den ein oder anderen Zimtschneckenmoment, der Lust auf Mittsommar macht. Allerdings finde ich den schwedischen Titel „Landsvägarnas drottning“ – Königin der Landstraße – etwas passender.