Rezension

Ruhig erzählter Krimi um einen Cold Case Fall, und einen aktuellen Mord. Kein Thrill aber akribische Ermittlungsarbeit und nettes Team.

Enna Andersen und das weite Land -

Enna Andersen und das weite Land
von Anna Johannsen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Enna Andersen in einem Fall, der ihr an die Nieren geht

Dies ist mein zweiter Krimi dieser Autorin und wie ich mit Erstaunen gesehen habe bereits der 6. dieser Reihe. Ich hatte bisher nur ein Buch einer anderen Reihe von Anna Johannsen gelesen, welches mir zusagte.
Vorkenntnisse waren hier auch nicht unbedingt nötig, vielleicht für das Verständnis der Protagonistin, aber diese erzählt am Ende des Buches in einem Gespräch ihre ganz persönliche Lebensgeschichte, so bleibt keine offene Frage.

Enna Andersen, eine Expertin für ungelöste Kriminalfälle mit einer hohen Erfolgsquote, ermittelt auf Bitten ihres "Mentors" in der Nähe von Butjadingen. Vor zwanzig Jahren verschwanden Tjark und Eefke Feddersen spurlos von ihrem Bauernhof und ließen ihren verstörten 14-jährigen Sohn zurück, der mittlerweile den Hof leitet.

Die skelettierten Überreste der Familie Feddersen wurden nun zufällig entdeckt, was zur Wiederaufnahme der Ermittlungen führte. Sowohl damals als auch heute gilt Hinnerk, der Bruder von Tjark, als verdächtig. Aber auch Jan, der Sohn, rückt ins Zentrum der Verdächtigungen. Enna erkennt Parallelen zu ihrer eigenen Vergangenheit, da sie in ihrer frühen Jugend ebenfalls ihre Eltern durch ein Gewaltverbrechen verlor, und findet sich schwer mit diesem Gedanken ab.

Als plötzlich Hinnerk ermordet wird scheinen die Schatten der Vergangenheit bis in die Gegenwart zu reichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ennas Team und dem Team, das den aktuellen Mord aufklären soll, wäre erforderlich und sinnvoll, doch der ehrgeizige Leiter der anderen SoKo stellt sich des öfteren quer und erschwert die Ermittlungen.

Tjark Feddersen war jemand, der sich einige Feinde gemacht zu haben schien. Inwieweit könnten Motive bei seinen Tätigkeiten in Politik und Wirtschaft gelegen haben? Oder gab es doch einen persönlichen Grund und Täter und Motiv sind in der Familie zu suchen?

Verdächtige gibt es genug und Enna und ihr Team arbeiten sich mühsam voran...Der Leser weiß nie mehr als die Ermittler und die Spannung wird somit durch das Mitermitteln erzeugt. Mir persönlich war diese Art des Erzählens sehr angenehm.

Das Zusammenspiel zwischen Enna und ihren Kollegen wird sehr kollegial und sympathisch beschrieben. Gelegentlich erhält man auch Einblicke in das Privatleben der Ermittlerinnen Enna und Pia. Bei Enna fand ich die Szenen mit ihrem Kind und Lebensgefährten oft etwas zu kitschig und aufgesetzt. Bei Pia war es nun auch – wie es in letzter Zeit in vielen Büchern der Fall ist – eine gleichgeschlechtliche Beziehung mit Kinderwunsch. Solche Nebenhandlungen sind für mich in einem Krimi nicht zwingend notwendig.

Der Tod des Ehepaars Feddersen findet letztlich eine teilweise vorhersehbare Aufklärung. Ebenso wird der aktuelle Mordfall gelöst. Obwohl alles logisch erklärt wird, erschien mir der Abschluss des Buches etwas überstürzt, als ob schnell auf den letzten Seiten alle Erklärungen geliefert und zahlreiche Handlungsstränge zu einem harmonischen Ende gebracht werden müssten. Es war mir etwas zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen.

Da ich das Buch jedoch gern gelesen habe und auch eine gewisse Spannung aufrecht erhalten wurde vergebe ich 3,5 – aufgerundet auf 4 - Sterne und eine Lese-Empfehlung für Freunde eines ruhigen, unblutigen Krimis mit viel Augenmerk auf den Ermittlungen.