Rezension

Verwirrend und langatmig

Enna Andersen und das weite Land -

Enna Andersen und das weite Land
von Anna Johannsen

Bewertet mit 3 Sternen

Mühsame Polizeiarbeit in Verbindung mit einem Cold Case mit Regionalbezug, mir fehlen Esprit, Spannung und eine Prise Humor.

Als in Butjadingen zwei Leichen gefunden werden, wird der Fall an Cold-Case-Ermittlerin Enna Andersen übertragen, denn es stellt sich heraus, dass es sich um ein vor zwanzig Jahren verschwundenes Paar handelt.

Dies ist der sechste Band aus der Reihe, da aber wenig Rückblicke stattfinden, ist er ohne Weiteres auch ohne Kenntnis der Vorgänger zu lesen.

Autorin Anna Johannsen legt den Schwerpunkt des Buches ganz klar auf Ermittlungsarbeit. Das Kleinschrittige, das Mühsame, das häufige Sich-im Kreis-Drehen geben vermutlich einen recht guten Eindruck von Polizeiarbeit wieder. Das sollte man vielleicht wissen, ehe man in der Hoffnung auf einen schwungvollen, spannungsgeladenen Krimi hier zugreift.

Verwirrend, besonders zu Anfang des Buchs und vielleicht ganz besonders für Anfänger der Reihe, ist die Unzahl an Namen, die auftauchen. Da braucht es ein sehr gutes Gedächtnis oder aber Stift und Zettel als Hilfsmittel. Menschen, denen das eine fehlt und das andere herzuholen zu umständlich erscheint, werden hier Probleme haben. 

Der Schreibstil ist ein besonderer: Der Großteil besteht aus Dialogen. Auch Handlungen und Ermittlungsergebnisse werden meistens in wörtlicher Rede wiedergegeben, wobei es leider kaum individuelle Prägungen einzelner Personen gibt. 

Der Kriminalfall an sich ist sehr konstruiert, überzeugt auch in der Auflösung nicht völlig. Nicht in dem Sinne, dass es sich so nicht hätte zutragen, sondern eher in dem, dass es auch einige andere Möglichkeiten hätte geben können.

Immerhin werden Leser, die regionale Bezüge schätzen, hier etwas Freude haben. Allein die Namen, Enna, Tjark, Hinnerk, entführen an die Nordsee. Und man wird darüber informiert, was eigentlich ein Siel ist. Ja, sicher wichtig für diejenigen, die das schon immer mal wissen wollten.

Alle, die einen kurzweiligen, pfiffigen Krimi mit etwas Humor suchen, seien gewarnt: Hier kommen eher Leser auf ihre Kosten, die mit der sympathischen Kommissarin all die Höhen und noch mehr Tiefen ihrer oft frustrierenden Arbeit teilen wollen.