Rezension

Ruhiger Roman ohne Überraschungsmomente

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte - Rachel Khong

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
von Rachel Khong

Der Roman wartet mit einem außergewöhnlich witzigen und neugierig machenden Titel auf. "Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte" weist darauf hin, dass es um eine dementielle Erkrankung geht, an der der Vater der Hauptfigur erkrankt ist. 

Ruth, 30jährig, relativ frisch und unglücklich getrennt, besucht zum ersten mal seit Jahren an Weihnachten ihre Eltern. Dort wird sie mit der Demenz ihres Vaters konfrontiert und mit ihrer Mutter, die dem Vater einen längst vergangenen und einen aktuell vermuteten Seitensprung nicht verzeihen kann, sich aber scheinbar wegen der Diagnose Alzheimer nicht von ihm trennen kann. 
Die Mutter bittet Ruth, für ein Jahr zu ihnen zu ziehen. Ruth kommt der Bitte ihrer Mutter nach, kündigt ihren Job und kümmert sich fortan ebenfalls um Haushalt und Vater. Im Laufe der Geschichte erfährt der Leser, dass Ruth und ihr Vater, der ein beliebter Professor an einer Universität war, eine durchaus liebevolle Beziehung zueinander haben. Ruths Bruder, der sich wegen der Affäre des Vaters seinerzeit von ihm zurückgezogen hat, nähert sich durch die Erkrankung im Laufe der Geschichte wieder an sein Elternhaus an.
Der Roman berichtet von dem Jahr, das Ruth bei Ihren Eltern verbringt. 

Die vielen, teilweise sehr kurzen Kapitel, die mit dem jeweiligen Datum des Tags des Geschehens überschrieben sind, gleichen Tagebucheinträgen und halten den Leser dadurch meines Erachtens sehr auf Distanz.
Ruth berichtet von ihrer gescheiterten Beziehung, von ihren Freundschaften, vor allem von den Versuchen, die Krankheit Alzeimer mit allen - manchmal 
auch skurrilen - Mitteln aufzuhalten. Was sehr schön ist, es geht auch um Versöhnung und um Neuanfänge. 
"Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte" ist ein ruhiger, unspektakulärer Roman, der ohne große Überraschungsmomente auskommt. Wegen der ernsten Thematik, finde ich dies aber durchaus angemessen.
Die Alzheimer-Erkrankung des Vaters wird durch einzelne, teilweise lustige und realitätsnahe Begebenheiten würdevoll geschildert.

Durch den tagebuchähnlichen Erzählstil in der Ich-Perspektive und durch die kurzen, teilweise distanziert geschriebenen Kapitel, ist es mir jedoch nicht gelungen, eine Bindung zu den Figuren aufzubauen. Für mich blieben diese teilweise zu oberflächlich, "charakterlich farblos". 

Insgesamt hätte ich mir noch etwas mehr Tiefgang gewünscht. Gerade was zum Beispiel die Beschreibung der Ängste und Sorgen der Angehörigen (Ruths) im Umgang mit dem erkrankten Vater im täglichen Leben angeht.