Rezension

Frische Literatur aus den USA

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte - Rachel Khong

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
von Rachel Khong

Bewertet mit 4 Sternen

Rachel Khongs Debütroman Goodbye, Vitamin erhielt in der Deutschen Übersetzung den langen Titel „Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte“. Immerhin kommt dieser Satz tatsächlich vor und das Steak wurde anschließend sogar noch gebraten und verzehrt. Ein Hinweis auf den sanften Humor, der die Handlung umhüllt. Das Thema selbst ist ernst. Eine junge Frau ist nach einer schweren Trennung zurück in ihr Elternhaus in San Francisco gekehrt und will sich ein Jahr lang um den Vater kümmern, der an Alzheimer erkrankt ist. Manchmal hat er noch lichte Momente, manchmal ist er unkontrolliert, z.B. wirft er einmal seine Hosen in die Bäume oder oft sperrt er sich ein und will niemand an sich heranlassen.

Ruth ist nach der Trennung noch aus der Spur, doch setzt sie sich ein, dem Vater Normalität zu ermöglichen, z.B. soll er noch einmal ein Seminar leiten. Natürlich inoffiziell. Einige Studenten, die ihn als Professor sehr mochten, folgen tatsächlich. Der Roman lebt von diesen kleinen skurrilen Szenen, aber am meisten von der Sprache des Buches, die geprägt ist von Ruth Gedanken und Empfindungen.

Der Roman ist sehr amerikanisch, das ist positiv gemeint. Er steht in einer noch jungen Tradition, die von Autoren wie Dave Eggers, Vendela Vida, Jonathan Lethem, Judy Budnitz u.a. geprägt wurde. Sie stehen für mich für eine USA, die nicht Trumps Weltsicht folgen.

Rachel Khongs Kapitel sind oft kurz, die Sätze prägnant, oftmals außergewöhnlich, dennoch gut lesbar.

Ich würde gerne mehr von ihr lesen und hoffe auf weitere Romane.