Rezension

Salamibrötchen mit Marmelade - klingt ekelhaft, ist aber gut

So oder So - Thomas Brinx, Anja Kömmerling

So oder So
von Thomas Brinx Anja Kömmerling

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzweiliger Lesespaß für den hohlen Zahn

*Buch/Schreibstil*

So oder So von den beiden Autoren Thomas Brinx und Anja Kömmerling ist eine Geschichte, die 2 unterschiedliche Verläufe nimmt. Je nachdem, ob man von vorne (Salami-Seite) oder von hinten (Marmeladen-Seite) liest, gestaltet sich Jellas Reise zum Rock am Ring unterschiedlich.

Das Cover ist mit den beiden Brotscheiben und dem Belagherz gut gewählt und sticht auf jeden Fall ins Auge.

Der Schreibstil ist zu einem Jugendroman vermeintlich passend, sehr jugendlich und verwendet auch mal kurze abgehackte Sätze und einige seltsamen Abkürzungen. Auf der Marmeladenseite ist dies sogar etwas stärker vertreten. Es könnte sein, dass das an der Präsenz von Jellas jüngerer Schwester Violetta liegt, aber es hat mich anfangs ein wenig genervt.

Ich bilde mir außerdem ein, die beiden Autoren haben hier und dort Hinweise auf Lieder versteckt. Möglicherweise war es nur Zufall, hat meinen Lesespaß trotzdem deutlich erhöht. Das gilt übrigens auch für die eingestreuten kurzen Kapitel, die zeigen, dass Jellas Entscheidung auch das Leben fremder Personen beeinflusst.

 

*Story/Charaktere*

Jella will mit ihren Freunden zum Rock am Ring und macht sich abhängig von ihrer Frühstückswahl unterschiedlich auf den Weg dorthin. Eine Scheibe Salami spart Zeit und Jella kann sich pünktlich auf den Weg zum Bahnhof Richtung Nürburgring machen. Omas Marmelade versaut nicht nur ihr perfektes Outfit, sondern auch vermeintlich ihre Reise zum RaR. Ihre Mutter verbietet Jella die Reise, weil sie auf ihre kleinere Schwester aufpassen soll. Jella hat monatelang auf die Reise gespart und macht sich einfach mit ihrer Schwester per Bus und Anhalter auf den Weg. Damit wird schon deutlich, dass bei Marmelade wesentlich mehr passiert. Jellas Reise im Zug ist ruhiger, bietet dafür mehr Einblicke in die Charaktere um Jella. Besonders Bella und ihre Cousine Soleil sind auf der Salamiseite viel präsenter. Je nach Betrachtungsweise geht das zu Lasten von Jellas Aktivität; für mich verhält sie sich in dieser Seite glaubwürdiger.

Die Nachvollziehbarkeit im Verhalten der beiden Schwestern hat besonders während des Reiseabschnitts per Anhalter gelitten. Nach einem Streit marschiert Violetta einfach querfeldein und landet schließlich auf in einer Scheune, zu der Jella auch später mehr oder weniger durch Zufall den Weg dorthin findet.

Wie im Klappentext beschrieben, geht es um die große Frage, ob Jella beim RaR ankommt und dort ihre erste Liebe findet. Die Antwort auf diese Frage mag auf der Salamiseite realistischer beantwortet werden, dennoch gefällt mir die Entwicklung auf der süßen Marmeladenseite besser.

Auch bei der Charakterentwicklung zeigt der Roman, dass die beiden Verläufe von Vorteil sind. Jella ist als Charakter sehr interessant. Ihr Zwiespalt zur Liebe wurde von den beiden Autoren schön umgesetzt und entwickelt wie die Story einen ungewohnten Tiefgang. Auch die Nebencharaktere kann man so auf verschiedene und doch ähnliche Weise kennenlernen. Einzig von Soleil hätte ich gern mehr erfahren.

 

*Fazit*

Salami oder Marmelade? Für mich ist es eindeutig Salami mit Marmelade. Die Jugendsprache passt zwar zum Buch, aber einige Ausdrücke wirkten auf mich etwas gekünstelt, weil ich diese, zum Glück, noch nie bei einem Jugendlichen gehört habe. Beide Seiten haben ihre kleineren Schwächen, aber im Gesamtbild bieten die beiden Geschichten guten kurzweiligen Lesespaß, der trotz ähnlichem Verlauf keine Langeweile aufkommen lässt: 4 Sterne für diesen Roman, der zeigt, dass ein Jugendroman nicht nur eine flache Liebesgeschichte, sondern auch einen besonderen Tiefgang enthalten kann.