Rezension

*+* Schnitzeljagd par excellence *+*

Die Akademiemorde
von Martin Olczak

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Stockholm, im Mai: Im weltberühmten Hotel Berns Salonger hat man gerade Strindbergs 100. Todestag begangen. Die Festrede hielt der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, ein würdiger Mann und ebenfalls angesehener Schriftsteller. Jetzt kurz vor Mitternacht ist er auf dem Weg nach Hause, durch einen abgeschiedenen Park. Hier trifft es ihn unvermittelt, das Schicksal. Hier wird er ermordet. Tatwaffe ist ein altertümlicher Schwarzpulverrevolver, der die Polizei vor Rätsel stellt. Noch bevor sie sich für eine Ermittlungsrichtung entscheiden kann, geschehen am nächsten Tag vier weitere, ebenso schonungslose Morde. Die Opfer: ebenfalls Mitglieder der Akademie, die für die Auslobung des jährlichen Literaturnobelpreisträgers verantwortlich ist. Was treibt den Mörder um? Klar ist, dass die anderen Akademiemitglieder geschützt werden müssen. Klar ist auch, dass hier konventionelle Methoden nicht weiterhelfen. Claudia Rodriguez von der Zentralen Mordkomission ermittelt auf eigene Faust – und gegen den Willen ihrer Vorgesetzten. Statt dessen bittet sie ihren alten Freund Leo Dorfman um Hilfe, einen Buchantiquar …
(Quelle: Randomhouse)
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Das Cover:
Es gefällt mir sehr gut: Ein antiker Setzkasten ist mit einem Vorhängeschloss sowie verschiedenen Schlüsseln bestückt. Direkt kam mir der Gedanke, welcher von ihnen wohl das Schloss zu öffnen vermag. Eingepasst in die Fächer des Setzkastens sind Autor und Titel des Thrillers. Diese Gesamtoptik passt perfekt zu der Stimmung, die ich beim Lesen dieses Buches empfunden habe.
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Meine Meinung:
Nach und nach werden Akademiemitglieder ermordet. Zunächst völlig antiquiert mit einem Schwarzpulver-Revolver, später auch mit anderen Waffen. Der Täter musste sehr clever sein, dachte ich mir. Kennt sich in so vielen Bereichen aus, bereitet alle Taten akribisch vor und kommt auf völlig verschiedene Art und Weise zu seinem Ziel: Der Ermordung der Akademiemitglieder.
Ich gebe es zu, von der Schläue und Variabilität des Täters war ich fasziniert. Er war mit allen Wassern gewaschen und um ihn zu überführen, würde es wohl Ermittler der Oberklasse brauchen. Aber ob die Mordkommission ihm ebenbürtig sein würde?
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Claudia verliert durch ein dienstliches Kompetenzgerangel den Ermittlungsauftrag für diesen Fall. Da sie aber nicht untätig bleiben möchte, macht sie inoffiziell weiter und holt sich einen früheren Freund, den Antiquar Leo, mit ins Boot. Mit ihm hat sie einen Glücksgriff getan, denn er ist ein wahrer Literaturkenner und kann oft entscheidende Fingerzeige bei den Ermittlungen geben. Aber ob das reicht, um dem Täter das Wasser abzugraben? Mir war bis kurz vor Schluss nicht klar, wie dieser Fall ausgehen würde und ich verrate es jetzt hier nicht.
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Schon von Beginn an zog mich dieses Buch, das als Roman ausgewiesen wird, für mich aber eher zu einem Thriller avancierte, in seinen Bann. Bereits der Prolog säte seine Saat der Spannung, die nach und nach aufging. Zunächst keimte sie langsam, ab ungefähr der Mitte des Buches, entwickelte sie sich dann explosionsartig.
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Als das gesamte Ausmaß dieses Falles zu erahnen war, konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich musste den Dingen gemeinsam mit den Ermittlern auf den Grund gehen und staunte immer wieder über die Kreativität des Autors gepaart mit seiner Eigenschaft, diese Vorkommnisse nicht als übertrieben und phantastisch rüber zu bringen, sondern alles zu einer runden Sache zusammenzufügen.
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Dieser Thriller besticht neben dem unglaublich spannenden Fall durch seine ausgewogene Mischung an Charakteren. Es gibt gute und schlechte, nette und unsympathische Protagonisten, ernsthafte und verrückte, fanatische und auf dem Boden gebliebene Menschen. Wunderbar finde ich, dass Martin Olczak uns diese Charaktere allesamt sehr treffend beschreibt, es dabei aber schafft, das Privatleben der Handlungsträger fast komplett herauszuhalten. Wer auf eine ausgebreitete Liebesgeschichte oder seitenweise Beschreibungen aus dem Leben der Charaktere hofft, wird enttäuscht werden. Der Autor setzt sein Augenmerk komplett auf den Fall und lässt nur so viel an Nebensächlichkeiten einfließen, um das Verhalten der Personen und die Hintergründe dieser Massenmorde zu verstehen, die ihren Ursprung vor sehr langer Zeit nahmen.
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Mit „Die Akademiemorde“ ist dem Autor eine angemessene Umsetzung des Themas gelungen und wird dem Stellenwert der Weltliteratur meiner Meinung nach sehr gerecht. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass jedes neue Kapitel einem anderen Nobelpreisträger der Weltliteratur gewidmet ist. Name, Jahr der Auszeichnung inklusive der Begründung der Schwedischen Akademie stimmen den Leser in das neue Kapitel ein und versetzten mich in diese ganz spezielle Lesestimmung, was nicht viele Bücher vermögen.
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Diesen Roman halte ich nicht nur für Freunde der Spannungsliteratur empfehlenswert, auch wahre Liebhaber der geschriebenen Kunst dürften hier auf ihre Kosten kommen. Das Thema Literatur zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und wird sehr stilvoll zum Dreh- und Angelpunkt.
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Mein Fazit:
Höchst interessanter Kriminalfall, der zum Glück ohne jedwedes Liebesgeplänkel auskommt. Dafür vergebe ich gerne 5 Sterne!
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Infos zum Buch:
„Die Akademiemorde“ von Martin Olczak“ ist im Juni 2014 unter der ISBN-Nr. 978-3-442-74729-0 im btb-Verlag erschienen. Der Krimi umfasst 480 Seiten und ist auch als Ebook erhältlich.
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