Rezension

Schoki sucht seine Familie

Körbchen mit Meerblick - Petra Schier

Körbchen mit Meerblick
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

Melanie hat geerbt. 
Was anderen Begeisterungsrufe entlockt, erscheint ihr wie ein Albtraum. Ein Haus, eine Kunsthandlung und obendrein einen Hund. Sie hält es fast für einen schlechten Scherz. Das Ganze auch noch in einem kleinen Küstenort an der Nordsee. Sie selbst lebt und arbeitet in Köln, ist ein Großstadtjunkie und denkt nicht im Traum daran, in das Küstendorf zu ziehen.
Ihre Großtante Sybilla, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat, hat ihr all dies vererbt.
Sie fährt auf ein paar Tage hin, um das mit der Erbschaft zu klären.
An die Erbschaft sind auch Bedingungen geknüpft, so ist sie verpflichtet, sich um den Hund zu kümmern und soll obendrein für ein Jahr in Sybillas Haus wohnen und den Laden betreiben. Drei Punkte, die für Melanie so gar nicht in Frage kommen.
Was soll sie tun? ...

Melanie ist mit ihrem Leben, so wie es ist, rundum zufrieden. Sie ist Single, hat einen anspruchsvollen Job und kann tun und lassen, was immer sie will.
Als sie von ihrer Tante Sybilla ein Haus, einen Laden und einen Hund erbt, ist es mit ihrer Ruhe vorbei.
Sie hat 6 Wochen Zeit zu entscheiden, ob sie die Erbschaft annimmt oder nicht. Eigentlich braucht sie keine 6 Wochen, denn ihr ist von vornherein klar, wie die Entscheidung ausfallen wird.
Trotz allem nimmt sie sich Urlaub, fährt nach Lichterhaven, um wenigstens alles soweit vorbereiten zu können, dass sie guten Gewissens alles übergeben kann.
Aber sie hat nicht mit Alex gerechnet, dem gut aussehenden Nachlassverwalter, der nicht nur der Schrecken ihrer Kindheit war, sondern der in ihr auch etwas zum Klingen bringt.

Melanie ist der Typ Mensch, der alles genau überdenkt, bevor sie handelt. Spontane Entschlüsse gehören nicht dazu und feste Beziehungen oder Beziehungen allgemein gleich gar nicht. 
Der kleine Küstenort Lichterhaven hat seinen eigenen Charm und die Menschen dort nehmen Melanie in ihrer Mitte auf, ohne Vorbehalte. Sie mochten Melanies Großtante Sybilla und übertragen dies auf Melanie, die sich schwer tut, das zu akzeptieren. Da ist der Dorfklatsch schon mal das kleinere Übel.

Hach ja, was für ein schönes Buch. Ein wahrlicher Sommerroman, der an der Nordseeküste spielt. Im Allgemeinen weiß man, wie diese Bücher ausgehen und doch ist es immer wieder ein Erlebnis, das selbst nachzulesen.

Petra Schier ist es ein weiteres Mal gelungen, mich aus meiner Welt zu entführen, sie hat mich an die Hand genommen und an die Nordseeküste versetzt. Auch wenn Lichterhaven ein fiktiver Ort ist, fühlt man sich dort augenblicklich wohl und geborgen.
Die Dorfgemeinschaft nimmt den Leser auf und zeigt ihm, was möglich ist, wenn man sich versteht.

So auch geht es Melanie, die ein Einzelgänger ist und lieber für sich ist. Menschen lässt sie nicht an sich heran, dann kann ihr emotional auch nichts passieren. Sie mag nicht verletzt oder enttäuscht werden und lässt sich deshalb auch nicht auf andere ein.
In diesem Fall hat sie aber die Rechnung ohne ihre Tante Sybilla, Alex und die Dorfgemeinschaft gemacht. Sie wird dort voll integriert und muss damit klarkommen, dass sie und Alex recht bald zum täglichen Dorfklatsch beitragen.
Melanie merkt recht schnell, dass es unmöglich ist, all dem zu entkommen, ja selbst Freundschaften, die sie so gar nicht angestrebt hat, fliegen ihr dort zu.
Alles kann sie inzwischen akzeptieren, nur ihr Verhältnis zu Alex nicht.

Und dann ist da noch dieses kleine Fellbündel namens Schoki. Ein kleiner Labradorwelpe, der nichts lieber möchte, als endlich wieder ein Zuhause zu haben. Vorzugsweise bei Melanie, denn Schoki hat Mel sofort in ihr Herz geschlossen.
Die kleine Schoki hat sich auch in mein Herz geschlichen. Ihre Gedanken sind im Buch kursiv geschrieben und gehen ans Herz. Man spürt ihre Traurigkeit, wenn sie wieder weggehen muss von ihrem Zuhause, wenn sie nicht bei Melanie bleiben darf. Aber Melanie mag keine Tiere, kann sich weder mit ihnen beschäftigen noch weiß sie, wie sie mit ihnen umgehen soll.
Schoki hat eine echte Herausforderung vor sich, wenn sie bei Melanie bleiben will.

Ein wunderbarer Liebesroman, der ans Herz geht. Ich liebe ja solche Romane, wo man auch mal ganz verstohlen ein Tränchen wegwischen darf.
Der Roman ist voller liebenswerter und sympathischer Protagonisten, bei denen man gar nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen. Ganz besonders haben mich Schokis Handlungen und Gedanken bewegt. Man konnte lachen und hoffen mit der Kleinen, am liebsten sich jedoch mit voller Wucht im Watt und im Schlamm amüsieren.

Viel zu schnell ist man mit dem Buch durch und möchte doch eigentlich nur weiterlesen. Aber vielleicht hört man ja eines Tages wieder etwas von Schoki und ihrer Familie.
Petra Schiers Küsten-Sommer-Roman kann man nur weiterempfehlen, wenn man mal so richtig abschalten und die Seele baumeln lassen will. Wie übrigens alle ihre Romane.

Kommentare

hobble kommentierte am 18. Juni 2016 um 06:04

Ja, das ist was für den Sommerurlaub an der Küste