Rezension

Ein Haus, eine Kunsthandlung und ein Hund

Körbchen mit Meerblick - Petra Schier

Körbchen mit Meerblick
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

Das Leben von Melanie Brenner ist nicht sonderlich aufregend. Sie führt ein sehr zurückgezogenes Leben, man könnte schon fast sagen, sie igelt sich ein. Soziale Kontakte sind ihr nicht wichtig, im Gegenteil, Gefühle jagen ihr Angst ein, dafür geht sie in ihrem Job als Haupteinkäuferin einer Möbelfirma jedoch richtig auf.

Eines Tages erhält sie einen Brief von einem Notariat aus Lichterhaven, dort wohnt ihre Großtante Sybilla, die Melanie jedoch schon seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Großtante Sybilla ist kürzlich verstorben und hat Melanie als Alleinerbin eingesetzt. Das Erbe umfasst ein Haus, die kleine Kunsthandlung „Sybillas Schatztruhe“ und Labradorhündin Schoki.

An das Erbe ist jedoch eine Bedingung geknüpft: Melanie muss 1 Jahr in Sybillas Haus leben, das Geschäft führen und sich um die 10 Monate alte Schoki kümmern. Erst im Anschluss kann sie das Erbe annehmen – oder auch ablehnen.

Melanie ist sich zu 100 % sicher, dass sie niemals, auf gar keinen Fall, nach Lichterhaven ziehen wird!!

Petra Schier führt uns mit ihrem Roman „Körbchen mit Meerblick“ an die Nordsee. Der Ort Lichterhaven ist ein fiktiver Ort, der sich in der Nähe von Cuxhaven befindet. Ich würde mich freuen, wenn es jemanden auf der Welt gäbe, der mir ein Haus am Meer, gerne auch mit Hund, vererben würde.

Melanie jedoch ist von ihrem Erbe ganz und gar nicht angetan. Für sie kommt es überhaupt nicht in Frage, ihr (langweiliges) Leben in Köln-Nippes aufzugeben, um an die Nordsee zu ziehen. Aber um die Formalitäten zu klären, muss sie persönlich bei Notar Alexander Messner vorsprechen und so macht sich Mel auf den Weg nach Lichterhaven.

Als Leser weiß man es vom 1. Moment an und der Klappentext verrät es auch schon, Melanie wird natürlich das Erbe annehmen und sich gemeinsam mit Alex und Schoki am Meer niederlassen. Aber von dem Punkt an, als Mel den Brief vom Notariat erhält, bis zu ihrer Erkenntnis, dass sie in Lichterhaven bleiben wird, muss sie ganz schön viel einstecken.

Da Mel sehr pflichtbewusst und arbeitsam ist, hat sie ein beachtliches Überstundenkonto angesammelt und zusammen mit ihrem regulären Jahresurlaub, reist sie für 6 Wochen nach Lichterhaven, um sich in dieser Zeit mit dem Erbe auseinander zu setzen. Das Haus will verkauft werden, der Laden auch und mit Hunden hatte Mel eh noch nie etwas am Hut, von Schoki will sie gar nichts wissen.

Die süße kleine Schoki lässt den Leser mittels Kursivschrift immer wieder an ihren Gedanken teilhaben. Sie ist so süß und möchte einfach nur lieben und geliebt werden und ich muss gestehen, dass mir die anfängliche ablehnende Haltung von Mel gegenüber Schoki schon fast körperlich weh getan hat. Gott sei Dank besitzt Schoki Ausdauer und lässt nicht locker, Mel von sich zu überzeugen.

Melanie ist sehr zurückhaltend, am liebsten möchte sie alleine sein, zwischenmenschliche Gefühle machen ihr Angst. Eine Leserundenteilnehmerin hat Mel ganz treffend mit einer Muschel verglichen. Sobald sie etwas überfordert oder mit Gefühlen zu tun hat, klappt sie ihre Muschel zu und ist für die Außenwelt nicht mehr erreichbar.

Alex ist Gott sei Dank genau so hartnäckig wie Schoki, hat es jedoch etwas schwerer als die süße Hündin, Mel von sich zu überzeugen.

Lichterhaven ist ein Dorf mit vielen netten Einwohnern, die jedoch für einen Städter durchaus eine erschlagende Wirkung haben können. Es scheint, als ob in Lichterhaven jeder von jedem alles weiß und es keine Geheimnisse gibt, noch nicht einmal das Sexualleben bleibt verborgen. Dorfleben kann ein Segen, aber auch ein Fluch sein. Für Mel ist das alles Neuland.

A pro pos Sexualleben: Es gibt natürlich im Buch auch die eine oder andere heiße Szene, die meiner Meinung nach sehr geschmackvoll und lesenswert beschrieben wurden.

Nach 6 Wochen Urlaub in Lichterhaven ist das Leben von Melanie Brenner ein Anderes.

Für die Leckermäuler unter den Lesern finden sich am Ende des Buches die Rezepte für die „Wattwurmkekse“ und die „Zitronenlimonade“ nach dem Rezept von Tante Sybilla.