Rezension

Schon lange nicht mehr so gut amüsiert ....

Schüssel mit Sprung
von Angelika Lauriel

Bewertet mit 5 Sternen

Am 20. September 2014 fand in Heusweiler im Saarland eine Lesung zum Buch „Schüssel mit Sprung“ von Angelika Lauriel statt. Als ich einige Tage zuvor auf Facebook die Vorankündigung las dachte ich mir „super, endlich mal eine Lesung in erreichbarer Nähe“ – 62 km – und ich nahm mir fest vor dort hinzufahren.

Leider ist das Leben kein Wunschkonzert und so kam es wie es kommen musste: Ich hatte am Freitag einen wichtigen Termin, den ich nicht umgehen konnte und die Lesung fand leider ohne mich statt.

Schade, Lesung verpasst – aber das Buch gibt es ja noch.
Ebook runterladen und rein ins Lesevergnügen.

Sanne, glücklich verheiratet mit Axel und Mutter zweier Kinder, Keanu (12) und Lina (6), arbeitet als Illustratorin von Kinderbüchern und während sie malt, vergisst sie Raum und Zeit und geht vollkommen in ihrer Arbeit auf. Unterdessen geht ihr Haushalt manchmal unter.

Ehemann Axel ist beruflich sehr oft unterwegs und bei den Kindern hat Sanne die Unterstützung ihrer Mutter, so dass sie sich dann auch uneingeschränkt ihren Illustrationen widmen kann.

Obwohl Ihr Mann und ihre Kinder schwören, daß Sanne ihr Einverständnis gegeben hat, steht sie vor der Offenbarung dass Axel seine Eltern eingeladen hat bei ihnen zu wohnen während ihr eigenes Domizil renoviert wird. Das bedeutet für 3 Wochen ihre putzwütige Schwiegermutter Rosemi und den Ex-Schuldirektor Matthias im Haus zu haben und das schon in nur wenigen Tagen. Gerade steckt sie in einem sehr arbeitsaufwendigen Auftrag, wann soll sie denn noch aufräumen und putzen?? Vor allen Dingen muss sie ihr Gästezimmer räumen, das sie zu ihrem Arbeitszimmer umfunktioniert hat. Nicht nur der Maltisch und die Arbeitsutensilien, Fax und Scanner, nein auch der Schrankinhalt muss raus weil hier zukünftig die Schwiegereltern wohnen. Zudem bringen Schwiegerelterns auch noch ihren eigenen Hausstand mit. Also wohin im dem ganzen Kram ??

Just zu dem Zeitpunkt als die Schwiegereltern einziehen macht sich ihr Mann Axel aus dem Staub – Dienstreise nach Indien.

Mein Fazit:

Sanne erzählt ihre Gesichte aus der Ich-Perspektive. Der Leser erfährt so auch immer wieder ihre Gedanken, die sie natürlich nicht laut ausspricht.

Der Schreibstil ist leicht und locker, die Seiten lassen sich flüssig lesen und fliegen nur so dahin. Ich hab für die 219 Positionen (die Print-Ausgabe umfasst 299 Seiten) nur wenige Stunden gebraucht.

Der Humor der Autorin ist wunderbar, ich kann mich fast schon einkuscheln in die Geschichte. 

Ich zitiere meine beiden Lieblingsstellen.

„Deine Schwiegereltern sind wirklich nett, Sanne. Ich weiß nicht, was du hast. Das ist doch die beste Lösung.“
„Ja, natürlich sind sie nett, vor allem wenn sie bei sich zu Hause sind“. (Position 22)

und die 2. Stelle

„Sanne hat keinen grünen Daumen“, erklärt Axel dann und grinst mich mit blitzenden Augen an. Ich liebe seine grauen Augen, aber in solchen Fällen würde ich am liebsten beide Daumen hineindrücken, ob sie nun grün sind oder nicht“. (Positon 27).

Das ist explizit das, was ich mir von humorvoller Unterhaltung erhoffe und hier hat Angelika Lauriel genau meinen Nerv getroffen.

Zudem kann ich nachvollziehen wie es Sanne geht wenn sie sich lieber Dingen widmet die ihr Spass machen und Befriedigung bringen als die Wohnung immer in einem Tip-Top-Zustand zu haben. Und seien wir doch mal ehrlich – vor den Augen der Mutter/Schwiegermutter ist es doch nie aufgeräumt genug, egal wie aufgeräumt es tatsächlich ist. Die unaufgeräumten Ecken die eigentlich niemand finden soll, finden Mütter direkt beim 1. Anlauf.

Ich leide also mit Sanne die sich am 3. Tag in ihrem eigenen Haus fremd fühlt weil nix mehr an ihre Ordnung und ihre Handschrift erinnert, alles unterliegt dem Rosemi-Style. Während Rosemi den Haushalt vereinnahmt kümmert sich Schwiegervater Matz um die Planung der Freizeitgestaltung – Bergwandern. 

Neben den chaotischen Zuständen im eigenen Haushalt deckt Sanne das Geheimnis ihrer Mutter auf, trifft einen Jugendfreund wieder (der ihr durchaus gefährlich werden könnte) und die Leichen im Keller ihres Schwiegervaters werden auch noch ausgegraben.

Die Sorgen und Nöte des 12jährigen Keanu und der 6 jährigen Lina kommen auch nicht zu kurz und sooooo schön sind die Stellen an denen Lina ihrer Mutter in den Rücken fällt.

Und warum das Buch „Schüssel mit Sprung“ heißt wird natürlich auch verraten.

Bevor ich jetzt noch viel mehr verrate – Buch kaufen und selbst lesen ;-)