Rezension

Schrecken der Heimerziehung

Grenzgänger - Mechtild Borrmann

Grenzgänger
von Mechtild Borrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Nach dem Tod ihrer Mutter kümmert sich die 14-jährige Henni um ihre drei jüngeren Geschwister. Der Vater ist nach dem Krieg nicht mehr derselbe, er verliert seine Arbeit und vergräbt sich in seine Religion. Dass die Kinder Essen benötigen, bemerkt er nicht. Um die Familie über Wasser zu halten, beginnt Henni mit dem Kaffeeschmuggel an der belgischen Grenze. Auch nachdem es bereits einen Toten gab macht sie weiter, ihr bleibt nichts anderes übrig. Bis sie, inzwischen in Begleitung zweier Geschwister, an der Grenze gestellt wird und Johanna erschossen wird. Die, nach Ansicht des Vaters und des Pfarrers, schwer erziehbaren Kinder kommen in ein Kinderheim und Henni in die Besserungsanstalt. Dort lernen sie die Schrecken der Heimerziehung kennen, bei denen auch Matthias sein Leben lässt. Jahre später kommt es zu einem Prozess in dem es um die Todesfälle einer Heimschwester und des Vaters geht. Henni schweigt zu den Vorwürfen, dass sie die Taten begannen hat.

Sehr packend wird in wenigen Sätzen eine besondere Atmosphäre geschaffen, das Leiden der Kinder ist greifbar. Es wird aber auch berichtet, wie die Menschen so geworden sind, wie sie unter dem Krieg und der Nachkriegszeit gelitten haben. Hoch interessant geschrieben.