Rezension

Schrullig, düster, charmant und amüsant

Ada (Band 1): Die vergessenen Kreaturen - Miriam Rademacher

Ada (Band 1): Die vergessenen Kreaturen
von Miriam Rademacher

Bewertet mit 5 Sternen

Vor vierzig Jahren ist dem Kindermädchen Ada ein Junge abhandengekommen. Das Kind wird seither vermisst. In der Gegenwart ist im selben Haus wieder unter ihrer Obhut ein Kind verschwunden. Und Ada beschließt, dieses Kind zu retten.

„Ada. Die vergessenen Kreaturen“ ist der erste Band einer Reihe um das ältliche Kindermädchen Ada, die als junge Frau der dunklen Seite der Welt auf die Schliche kam. Vom Genre her finde ich den Roman schwierig einzuordnen. Die Geschichte beinhaltet Fantasy-Elemente, jugendlichen Flair und wird überschattet von einer unheilvollen Düsternis, was insgesamt eine äußerst gelungene Mischung ergibt. 

In der Gegenwart verschwindet ein Junge, während die alte Ada Golfschläger schwingend in die Psychiatrie eingewiesen wird. Ada sagt zu diesem Vorfall nichts, obwohl ihr die Polizei, Eltern und Ärzte im Genick sitzen. Langsam kommt zum Vorschein, dass Ada vor vierzig Jahren ebenfalls ein Kind abhandenkam. Zu den Parallelen äußert sich die alte Dame nicht.

Dem Leser wird die gesamte Geschichte offenbart. Hauptsächlich wird der Roman in zwei Strängen erzählt. Es geht um die junge Ada, die ihre erste Stelle als Kindermädchen antritt, und zum Sprössling ihres Arbeitgebers ein gutes Verhältnis aufbaut. In der Gegenwart ist man mit der alten Ada unterwegs, die wieder im gleichen Haus eine Stelle als Erzieherin angenommen hat. 

Die Handlung ist solide sowie interessant aufgebaut und durch die Perspektivenwechsel ist eine gewisse Spannung garantiert. Die Besonderheit liegt meinem Empfinden nach in der originellen Mischung, die sich aus sämtlichen Elementen ergibt.  

Autorin Miriam Rademacher öffnet dem Leser das Tor zu einer düsteren Welt. Wem hat als Kind nicht das Knacken von Dielen, das Seufzen von Holz und das Knacksen der Wände um den Schlaf gebracht? Wer lag nicht mit offenen Augen, die Decke bis zur Nase, starr auf der Matratze und hat sich kaum atmen getraut? Welches Kind vermutet im Dunkel der Nacht keine bedrohlichen Kreaturen, die das Unheil aus der Schwärze ziehen? Genau hier knüpft die Geschichte an und wird zu einem Leseschmaus der besonderen Art. 

Gruselige Elemente ergeben sich aus den Rahmenbedingungen, welche die Autorin durch charmante Charaktere entschärft. Die schrullige Ada, ihre anvertrauten Kinder, der nonchalante Umgang untereinander, die Konzentration auf das Ziel und Fragen, die seit vierzig Jahren auf Antworten warten, werden liebevoll und erheiternd miteinander verknüpft. 

Dabei ist es von der Handlung her eher unspektakulär, wenn nicht die düstere Grundidee und die amüsante Figurenzeichnung wären. Trotz des lockeren Erzählstils hält sich eine dunkle Atmosphäre über dem Geschehen, das manches Mal ganz schön gruselig und meistens auf eine schwarzhumorige Art witzig ist. 

Mir hat mein erstes Abenteuer mit der Golfschläger schwingenden Ada großen Spaß gemacht. Wer wissen will, was es mit dem Sportgerät auf sich hat, muss sich schon selbst an die Bekanntschaft mit den vergessenen Kreaturen wagen. Ich werde jedenfalls als Nächstes die vergessenen Orte erkunden, und bin gespannt, wo diese zu finden sind. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für junge Leser, die gerne etwas zum Gruseln und Schmunzeln möchten. Aber auch ältere Semester können gemeinsam mit Ada charmant-schrullige Lesestunden in düsterem Ambiente haben. 

Bisher erschienen:
1) Ada. Die vergessenen Kreaturen
2) Ada. Die vergessenen Orte