Rezension

Schuld

Schuld - Grit Poppe

Schuld
von Grit Poppe

Bewertet mit 5 Sternen

Die regimetreue und gutsituierte Familie Kölpin zieht 1988 nach Berlin. Ihre 15jährige Tochter Jana hat Schwierigkeiten als Landei neue Freunde zu finden, bis sie sich in Jakob verliebt. Jakobs Familie hat einen Ausreiseantrag gestellt und lebt nun mit all den unangenehmen Konsequenzen. Jana lernt hier eine völlig neue Welt kennen und Jakob versucht ihr die Augen zu öffnen. Janas Vater versucht Jana den Umgang mit dem "Staatsfeind" Jakob zu verbieten.

Dann werden sie schneller getrennt als gedacht. Jakob hat mit Freunden eine Demo organisiert, bei der es um Rede- und Ausreisefreiheit geht. Auf den Weg dorthin wird er verhaftet und durchlebt anschließend eine echt grausame Zeit.

In einem weiterem Erzählstrang sucht Jana 1992 Jakob, sie leidet sehr unter Schuldgefühlen. War sie für das Leiden von Jakob verantwortlich? Findet sie ihn und kann sich mit ihm aussprechen?

 

Mit "Schuld" hat die Autorin Grit Poppe ein brisantes Thema der DDR-Geschichte aufgegriffen und in einen wunder einfühlsamen Jugendroman eingebettet.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr realitätsnah, er lässt mich nur so durch die Seiten fliegen. Die Autorin beschreibt die Geschehnisse mit so viel Emotionen ohne gefühlsduselig zu sein.

Sie erzählt die Geschichte aus zwei Sichten, einmal aus Janas und dann auch aus der Sicht von Jakob. So ist man als Leser immer nach dran und kann Einblick in die Gedanken und die Gefühle der beiden Hauptprotagonisten nehmen. Jana und Jakob sind mir sehr sympathisch, die Autorin hat ihnen Leben eingehaucht und sie langsam wachsen lassen. Ich kann mich gut in beide hineinversetzen, in die unsichere, naive und wohlbehütete Jana wie auch in den rebellischen Jakob.

Die Liebesgeschichte zwischen Jana und Jakob ist wunderschön und die Autorin beschreibt die innere Zerrissenheit der beiden sehr authentisch und gefühlvoll, trotzdem "zwingt" mich die Geschichte ab und zu anzuhalten und über die Geschehnisse nachzudenken.

Am meisten schockiert haben mich die Grausamkeiten, die Jakob während der Haft erleben musste.

 

Dieser Jugendroman bekommt eine klare Leseempfehlung von mir.