Rezension

sehr spannend

Maybrick und die Toten vom East End -

Maybrick und die Toten vom East End
von Vanessa Glas

Bewertet mit 5 Sternen

Tod in den Slums von London

London 1910: Im Armenviertel vom East End werden entsetzlich zugerichtete Kinderleichen gefunden. Der neu ernannte Divisionsinspektor Joseph Maybrick, selbst in den Slums aufgewachsen, begibt sich auf die Suche nach dem Täter. Unterstützung erfährt er zum einen von seinem Freund, dem Arzt Dave Roberts, aber auch völlig unerwartet von Hehlern aus dem Distrikt. Jeder von ihnen hat andere Beweggründe, den Killer zu finden.

Das düster gestaltete Cover stimmt perfekt auf den Kriminalroman ein. Der Debüt-Krimi von Vanessa Glas entführt den Leser in das berüchtigte Londoner Viertel Whitechapel des Jahres 1910. Armut, Schmutz, Gewalt und Morde stehen hier auf der Tagesordnung, was die Autorin authentisch darstellt. Vor allem trifft es die Schwächsten, die Kinder, besonders hart. Bereits die Kleinsten werden zu Diebstählen gezwungen, ausgesetzt oder vegetieren in unmenschlichen Erziehungsheimen vor sich hin. Die graue, hoffnungslose Atmosphäre in den engen Gassen von East End und in den armseligen Wohnungen kann nicht treffender beschrieben werden. Dann macht ein skrupelloser Killer Jagd auf Kinder. Die Figur des mutigen Ermittlers Joseph Maybrick hat mich besonders beeindruckt. Selbst in den Slums von Whitechapel aufgewachsen, ist es ihm eine Herzensangelegenheit, den Killer zu finden. Dabei muss er sich gegen korrupte und brutale Constables seiner Wache ebenso wie gegen Verbrechersyndikate durchsetzen. Ihm zur Seite steht sein Freund, der Arzt Dave Roberts. Beide Männer können nicht gegensätzlicher sein, doch vereint sie der Wille zu Gerechtigkeit. Joseph kann sich zudem auf unverhoffte Verbündete verlassen. Dazu gehören die Hehler Hester und Heath, die auf ihre Weise den Kindern und Jugendlichen in den Slums helfen. Es kommt zu überraschenden Wendungen und das Ende war nicht vorhersehbar. Die bildhafte, flüssige Erzählweise überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite. Vanessa Glas lässt ihre Hauptprotagonisten in den einzelnen Kapiteln abwechselnd zu Wort kommen, was die Erzählung nochmals vertieft und verständlicher gestaltet. Ich vergebe für diesen spannenden Kriminalroman fünf Sterne und spreche eine Leseempfehlung aus.