Rezension

Selten so gelacht

Brumm! - Helmut Barz

Brumm!
von Helmut Barz

Bewertet mit 5 Sternen

„...Und dann ist da natürlich sein Sprachfehler: Urs kann nicht „Nein“ sagen...“

 

Dr. Urs A. Podini ist Kreativdirektor und Co – Geschäftsführer einer Werbeagentur. Demnächst muss er sich mit einem Vater auseinandersetzen, dessen Sprössling eine Idee für die Firmenwerbung hatte. Leider taugt die nichts. Das aber wird der Vater kaum einsehen.

Den Weg nach Hause nimmt Urs in Frankfurt über den Tanngraben. Er verfängt sich in eine Gehwegplatte.

 

„...Da schrammen seine Hände auch schon über das Pflaster; der Reibungswiderstand stoppt seine Vorwärtsbewegung...“

 

Urs wird wird von Evelyn in ihrem Laden „Transistions“ verarztet. Dort sieht er ein Pandakostüm. Er probiert es an. Es ist so schön flauschig. Urs kann nicht wiederstehen und kauft es sich. Dass es sein Leben auf immer verändern wird, ahnt er nicht im mindesten.

Der Autor nennt sein Buch selbst eine Fabel. Das kommt hin. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. An manchen Stellen habe ich Tränen gelacht.

Das Buch zeichnet sich durch einen ausgereiften, bildhaften und sehr gekonnten Schriftstil aus. Ich hoffe, mit Hilfe der angeführten Zitate wird das deutlich. Das ist aber nur die eine Seite. Zum andern werden viele Klischees bedient und geschickt überhöht. Von feinem Humor über Ironie bis zum Sarkasmus ist alles vertreten.

 

„...“Also, ehrlich gesagt: Wir sind abgehauen, als die Schlägerei losging.“ „Warum denn das?“[…] „ [...]Haben Sie sich schon mal mit Weibern geprügelt?“ […] „Alter, wenn so Ischen erst mal loskloppen, da siehste besser zu, dass du Land gewinnst“...“

 

Privat steht Urs voll unter dem Pantoffel seiner derzeitigen Freundin. Die behandelt ihn wie einen besseren Diener. Gutmütig, wie Urs ist, lässt er sich dass lange gefallen. Alexa, seine Partnerin in der Firma, macht ihm klar:

 

„...Und sag dem Grizzly in dir, er soll auch gleich die Trittbrettfahrerin vor die Tür setzen, wo er gerade so schön in Schwung ist...“

 

Völlig entgegen seinem Charakter hatte Urs nämlich gerade einem Kunden gehörig die nötige Meinung gegeigt.

Es ist erstaunlich, wie viele Ideen der Autor im Buch verarbeitet. Rechte von Minderheiten, Talkshows, internationale Politik sind nur einige der Themen. Während die Talkshow völlig aus dem Ruder läuft, werden die anderen Themen unter neuen Gesichtspunkten betrachtet. Warum wohl sind zur Talkshow Hubertus Alois Huber und Ruprecht David Richards eingeladen? Natürlich sind die Assoziationen zu den Namen sicher nicht gewollt.

Leider gelingt es Urs nur kurzzeitig, sich gegen Bevormundung aufzubäumen. Er ist viel zu gutmütig, um zu begreifen, dass er selbst als Panda instrumentalisiert wird. Spannend finde ich die Szenen, wo Urs unerwartete Fähigkeiten an sich entdeckt, wenn er im Kostüm ist.Besonders gefallen hat mir das Gespräch mit dem Panda Hua über dessen Lebensphilosophie. Hier kommt ein Ausschnitt daraus:

 

„...“Du meinst Weibchen bespringen?“ Hua Jiao beißt in ein Stück Bambus und kaut nachdenklich darauf herum. „Das bringt man halt hinter sich, wenn es sich nicht vermeiden lässt“...“

 

Gelernt habe ich in dem Buch eine Menge über das Leben der Pandas. Der Schluss des Buches? Schwierige Frage!

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es nimmt auf humorvolle Art unser Leben gekonnt auf die Schippe. Die Rezension kann Wesentliches nur anreißen. Ich empfehle, das Buch zu lesen und auf sich wirken zu lassen. Zum Schluss möchte ich noch zitieren, wie Urs die Nachrichten zusammenfasst, die er gerade gelesen hat:

 

„...Die Nationale Alternative trollt, der Außenminister beleidigt, die Sozialdemokraten ergehen sich in Grabenkämpfen, dem Volk geht es gut und es ist unzufrieden...“