Rezension

Skurriler Trail

Kings of Nowhere - T. J. Forrester

Kings of Nowhere
von T. J. Forrester

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist schon ein recht merkwürdiger Haufen, der da auf dem Appalachian Trail, einem fast 3500 km langen Fernwanderweg im Osten der USA unterwegs ist. Taz ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und hat den Tod seines Vaters zu verarbeiten, eine Dealer/Drogenkarriere liegt hinter ihm und seine Beziehung zur Prostituierten Roxie bedarf auch noch einer Klärung. Simone ist eine erfolgreiche Jungwissenschaftlerin und plagt sich seit Kindheit mit der festen Überzeugung herum, ein Mörder-Gen zu besitzen. Eine Überzeugung, die sie durch eine ganze Reihe von tödlichen "Stürzen" ihr begegnender Personen erfüllt. Richard ist fest davon überzeugt ein Blackfoot-Indianer zu sein, auch wenn in der Familie nicht dafür spricht. Außerdem ist er dem Alkohol verfallen. Zu diesen Hikern stoßen noch einige Figuren, die rund um den Trail wohnen und deren Geschichten genauso schräg sind.
Mir ging es mit diesem Buch vielleicht in etwa genauso wie vielen Langstreckenwanderern - auch wenn das Buch recht kurz und rasch gelesen ist. Da ist der hoffnungsvolle Start, mit interessanten Personen, besonders Tazs Geschichte, Kindheit und Jugend  packte mich gleich, und einer tollen Idee. Begeisterung kam auf, besonders über den Aufbau des Buchs mit wechselnden Perspektiven und auch sehr schnell Gewöhnung an die recht schonungslose und oft derbe Schilderung. Im Mittelteil dann bekam ich etwas Probleme. Die Nebengeschichten kamen nicht an mich heran, boten mir außer der räumlichen Nähe zu wenig für die Geschichte selbst und waren für meinen Geschmack zu gewollt schräg. Hin und wieder fragte ich mich, ob ich meine Wanderung durchs Buch fortsetzen soll, es wurde etwas mühsam. Aber da kam um die nächste Biegung dann doch wieder eine der schönen und treffenden Naturschilderungen oder ein interessanter neuer Aspekt über eine der Figuren. Spannend und sprachlich ansprechend kann der Autor auf jeden Fall schreiben. Also dranbleiben! Und siehe da, die Zielgerade ist schon im Blick, der Aufstieg auf den abschließenden Berg fast geschafft, da belohnt das Buch die Mühe mit einem wunderbar stimmigen, wenn auch nicht unbedingt durchweg positiven Ende wie mit einem weiten Ausblick.
Kein Buch für Leser, die auf der Suche nach Erbauungs- oder Wohlfühlliteratur sind, zu schräg, schonungslos und "tödlich". Aber die Hoffnung darauf, dass man sein Leben doch selbst in die Hand nehmen und positiv verändern kann, zumindest manchmal, die lässt uns Taz am Ende.

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