Rezension

Solide Romanze, routiniert geschrieben

Mister Mayfair -

Mister Mayfair
von Louise Bay

Bewertet mit 4 Sternen

Stella London bekommt von ihrem Ex-Freund Matt eine Einladung zu seiner Hochzeit. Obwohl sie sich erst vor zwei Monaten getrennt haben, hat er sich anscheinend schnell anders orientiert und mit ihrer besten Freundin Karen verlobt. Stellas Enttäuschung sitzt tief, hatte sie doch fast täglich Kontakt zu Karen, die ihre Verlobung mit keinem Wort erwähnt hat. Da Stella nach der Trennung weiter die Hypothek für die gemeinsam gekaufte Wohnung abtragen muss, arbeitet sie als Personalberaterin. Denn ihre eigene Firma, die sie als Innenarchitektin betrieb, hatte sie Matt zuliebe aufgegeben. Um keinen Preis ist sie bereit, zu dieser Feier zu gehen, die sich über eine ganze Woche erstreckt.

 

Beck Wilde dagegen will unbedingt zu dieser Hochzeit, weil er als Immobilienentwickler ein Grundstück von jemandem kaufen möchte, der Gast dort sein wird. Er spürt Stella auf und überredet sie, ihn als Begleiter mitzunehmen. Stella stimmt zu, macht aber zur Bedingung, dass er als ihr neuer Freund auftaucht und sie anschließend bei seinem Projekt mitwirken kann.

 

Wie fast immer bei Louise Bay treffen wir auf ein Paar, dass den Leser*innen rundum sympathisch ist und mit dem man sich schnell wohl fühlt. Man steht an Stellas Seite und möchte am liebsten den Menschen, die sie so hintergangen haben, deutlich sagen, was man von ihnen hält. Denn sie ist ein so wunderbarer Mensch, der sich eher um andere als sich selber kümmert. Leider hat genau das sie in diese schwierige Lage gebracht. Sie macht nicht mehr den Job, den sie liebt, sie verleugnet ihren Geschmack und ihre Persönlichkeit. Zuviel hat sie in eine Beziehung investiert, die eigentlich schon lange keinen Biss mehr hatte.

 

Umso erstaunlicher für Stella, dass sie von Beck, der ja eigentlich ein Fremder ist, wertgeschätzt wird und Unterstützung in allen Bereichen erfährt. Er ist im Innern ein gutherziger, sensibler Mensch mit feinen Antennen für ihre Bedürfnisse. Gegenseitige Hilfestellung ohne Aufrechnung kennzeichnet ihre Beziehung. Es knistert auch heftig, aber Beck hatte noch nie eine Beziehung mit einer Frau und Stella ist natürlich nach ihrer schlechten Erfahrung misstrauisch und tief verletzt. Becks Trauma dagegen liegt in seiner Kindheit und um das zu bewältigen, braucht er das begehrte Grundstück.

 

Bay kommt erneut ohne große Twists aus und lässt ihre Protagonisten ohne viel Drama zueinander finden. Routiniert, flüssig und fehlerfrei spult sie Romantik, Erotik und Humor ab und Freundschaft und Vertrauen sind wie immer ein wichtiger Inhalt. Fake-Beziehungen sind kein Novum in diesem Genre, ebenso wie sich aus gutem Sex ergebende Liebe. Klingt nach einem langweiligen Stereotyp? Eigentlich ja, aber trotzdem ist es gute und solide Unterhaltung für einen trüben Herbsttag. Nicht der ganz große Wurf, aber ich freue mich dennoch schon auf Mr. Knightsbridge mit Dexter in der Hauptrolle.