Rezension

Solides Debüt

Something only we know -

Something only we know
von Julia Schuck

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bei diesem modernen New-Adult--Roman aus der Feder von Julia Schuck waren es vor allem das wunderschöne Cover und der unheimlich viel Potential bietende Gegensätze-ziehen-sich-an-Trope, die meine Neugier auf die aus zwei Perspektiven erzählte Geschichte geweckt hatten. Ich liebe es ja, wenn zwischen den Figuren zunächst so richtig schön die Fetzen fliegen (im Sinne von: es herrscht dicke Luft), ehe … na ja, andere 'Fetzen' fliegen ( = sie einander verfallen und sich an die Wäsche gehen), hihi.

Voraussetzung für diese feurige Entwicklung: Hauptcharaktere mit unterschiedlichen Ansichten, eventuell sogar mit gänzlich unterschiedlichem Temperament. Diesen Punkt hat die Autorin auf jeden Fall prima umgesetzt; Emily und Lenny sind tatsächlich grundverschieden. – Anderer familiärer (und finanzieller) Background, anderes Studium, anderer Umgang mit zwischenmenschlichen Beziehungen.

Emily ist liebenswert, zuverlässig, hilfsbereit, ehrgeizig und schätzt schonungslose Ehrlichkeit, während Lenny Notlügen bevorzugt, bei Konflikten eher die Flucht ergreift und dazu tendiert, stets den bequemsten Weg zu wählen.
 
SIE über IHN:
"Was ich bisher von ihm kenne, ist zwar unweigerlich attraktiv, aber nicht gerade das, was ich mir unter einer verlässlichen Freundschaft vorstelle. Er erscheint mir doch mehr der Typ zu sein, der eben Spaß hat, Scheiße baut, unverbindlich und vielleicht sogar manchmal überheblich ist."
 
Doch je weiter das gemeinsame wissenschaftliche Projekt bzw. die anfangs höchst unfreiwillige Zusammenarbeit voranschreitet, desto schneller wird klar: Hinter Lenny steckt mehr. Das wird spätestens bei seiner Selbsteinschätzung deutlich:
 
»"Ich habe Spaß und wenn ich ihn nicht mehr habe, gehe ich. Wahrscheinlich habe ich einfach gelernt, dass man sich auf die Menschen um einen herum nicht so sehr verlassen sollte."

Der locker-flotte, umgangssprachliche Schreibstil hat mir im Grunde gut gefallen; die Dialoge wirkten echt und nicht so aufgesetzt, wie man es ansonsten mittlerweile leider recht oft in NA-Romanen erlebt (verkrampft-peppig und voller Slang – dies war hier zum Glück nicht der Fall). Gerade die Gespräche zwischen Lenny und seiner Freundschaft-Plus-Bekanntschaft erschienen mir super authentisch. Selbiges gilt für die Formulierung der enthaltenen Textnachrichten. (Einzige Anmerkung diesbezüglich: Wenn schon Sonderzeichen verwendet werden, sollte deren Darstellung im Text einheitlich sein – also entweder nur Emojis oder nur Emoticons, kein Mischmasch. Allerdings ist es gut möglich, dass dies nur bei eBook-Exemplaren der Fall war und in den Printausgaben bereits berücksichtigt worden ist.)
 
Zu Beginn zog sich die Story aufbautechnisch ein wenig in die Länge, aber sobald Emily und Lenny einander endlich besser kennenlernten, verschwand dieser Eindruck. Bei ein paar Themen (insbesondere Emilys Familiengeschichte sowie im Hinblick auf den dramatischen Moment – Stichwort: Getränk) fehlte mir die Tiefe.

Der Ansatz war nicht schlecht, doch ich hatte das Gefühl, dass die Story in diesen Szenen eher oberflächlich abgehandelt worden ist und weitaus mehr als nur die Basics möglich gewesen wäre.

Fazit:
Es war ein unterhaltsamer Read und ein solides Debüt. Gerne spreche ich eine Empfehlung für Fans von ruhigeren New-Adult-Romanzen aus, in welchen die Kommunikation einen hohen Stellenwert einnimmt.