Rezension

Sozialkritisch, authentisch und sehr unterhaltsam

DAFUQ -

DAFUQ
von Kira Jarmysch

Bewertet mit 5 Sternen

Was passiert, wenn man Frauen aus den verschiedensten sozialen Schichten und Hintergründen alle in dieselbe Zelle steckt?

Optisch finde ich das Buch sehr ansprechend. Die verschiedenen Lilatöne auf dem Cover skizzieren eine rauchende Frau, die inhaltlich gut zu der Gefängnisthematik passt. Die Gestaltung wirkt durch die verschwommene Frau etwas unnahbar und mystisch, aber trotzdem greifbar und real. 

Durch die Lebensgeschichte der Autorin merkt man schnell, wie wichtig ihr das Thema ist. Man spürt den persönlichen Bezug und die Dringlichkeit, mit der der Gefängnisalltag sowie die Gründe verhaftet zu werden, in Russland diskutiert werden muss. Ich fand es sehr interessant, wie die Reaktionen auf politische Gefangene waren und mit welchen Vorurteilen man konfrontiert wurde. Das hat sich sehr realistisch angefühlt.

Der Schreibstil war klar, nüchtern und beschreibend. Ich bin nur so über die Seiten geflogen und habe absolut keinen sprachlichen Kritikpunkt. 
Ich fand es außerdem sehr spannend, den Alltag im Gefängnis, parallel zu ihren Erinnerungen an das Leben in Freiheit zu stellen. Was bedeutet Freiheit überhaupt und inwiefern verändert uns das Gefühl ausgeliefert und fremdgesteuert zu sein?

Die verschiedenen Figuren haben alle ihre eigene Persönlichkeit und wirkten mit ihren eigenen Träumen, Fehlern und Vergehen sehr authentisch. Ich habe es geliebt, wie die verschiedenen Personen miteinander interagiert haben und fand es faszinieren zu erleben, was passiert, wenn man Frauen aus den verschiedensten sozialen Schichten und Hintergründen alle in dieselbe Zelle steckt. Ich konnte auch viele Parallelen zwischen dem Leben der russischen Frauen und meinem eigene ziehen. 

Ich muss gestehen, dass mich die Biografie der Autorin sehr neugierig auf das Buch gemacht hat. Ihre eigenen Erfahrungen sind bestimmt auch in das Buch hineingeflossen, da sich eine solche Authentizität kaum anders erklären lässt. 

Ich kann das Buch allen nahelegen, die gerne eine unterhaltsame und sozialkritische Geschichte über Gesellschaft, Freiheit, Politik und Selbstfindung lesen wollen, nicht leicht getriggert werden und bereit sind, ihren Horizont zu erweitern.