Rezension

Spannend, geheimnisvoll, etwas gruselig und ein kleiner Spritzer Romantik

Stranwyne Castle - Das trügerische Flüstern des Windes - Sharon Cameron

Stranwyne Castle - Das trügerische Flüstern des Windes
von Sharon Cameron

Bewertet mit 4 Sternen

Intrigen, Ränkespiele, Gerüchte … bei den Tulmans geht man nicht zimperlich miteinander um. Schon gar nicht mit einer vorlauten jungen Frau, von der man kaum noch hoffen kann, sie zumindest gewinnbringend zu verheiraten. Also wird Katharine vor die Wahl gestellt: Armenhaus oder sie erbringt den Beweis, dass ihr reicher Onkel, Frederick Tulman, verrückt geworden ist und das Familienvermögen zum Fenster hinauswirft. Was sie vorfindet, ist jedoch kein seniler alter Mann, sondern ein Exzentriker, der wahre Wunder vollbringt und eine surreale Welt geschaffen hat, die Katharine immer mehr in ihren Bann zieht. Wie die sturmgrauen Augen seines Assistenten Lane. Doch das Schicksal ist so trügerisch wie das Flüstern des „Stranwyne“, und plötzlich ist es Katharine, die um ihr Leben fürchten muss …

Auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Tante Alice macht sich die junge Katherine auf den Weg zu ihrem Onkel Tulman. Dieser wohnt auf Stranwayne Castle. Es wird gesagt, dass er dort an Projekten arbeitet, die sein Vermögen erheblich schrumpfen lassen. Große Sorge von Alice, dass irgendwann einmal für ihren Sohn Robert nichts mehr übrig bleibt. Da Katherine auf die finanzielle Unterstützung der Tante bzw. dessen Sohn angewiesen ist, gehorcht sie dem unausgesprochenen Befehl.

Die Geschichte von „Stranwyne Castle – Das trügerische Flüstern des Windes“ spielt Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts. Auch wenn es erst den Anschein hat, dass es sich um eine Familiengeschichte im viktorianischen Zeitalter handeln könne, stellt sich bald heraus, dass es mehr ein historisch leicht angehauchter Steampunk-Roman ist.

Stranwayne Castle erscheint Katherine wie auf einem fremden Stern, dazu noch der schrullige Onkel mit seinen Erfindungen. Erzählt wird die Story in der Ich-Erzählperspektive von Katherine, eine sympathische Charaktere. Aber auch alle anderen Figuren ergänzen sich gut.

Die Autorin schreibt in ihrer Anmerkung, dass das Anwesen von Welbeck Abbey, dem Wohnsitz des fünften Herzog von Portland, ihr als Idee bzw. Grundlage zu dieser Geschichte diente. Ein Gaswerk zur damaligen Zeit, und noch mehr kostenspielige Projekte, dass gab es auch bei Onkel Tulman. Wahrlich ein Eigenbrötler, verschroben und doch so menschlich.

Der anfängliche Gedanke Katherine, den Onkel entmündigen zu lassen, verfliegt schnell. Es kristallisiert sich heraus, dass er eben anders ist, besonders, eigenartig. Dazu gehört der Ablauf bestimmter Rituale, von außen vorgenommene Veränderungen bringen ihn durcheinander. Aber Katherine gelingt es, nach und nach sein Vertrauen zu gewinnen, auch zu den anderen Leuten auf dem Schloss. Da ist auch noch der Assistent Lane. Zwischen ihm und Katherine wächst eine langsame Beziehung – Liebe.

Aufgeteilt in 27 Kapitel lassen sich diese jede für sich ohne Probleme mit Unterbrechungen gut lesen. Auch wenn an manchen Stellen der „rote Leitfaden“ durch die teils zu langatmigen Beschreibungen der Technik kruschelig wurde, und man sich ab und an neu in der Handlung orientieren musste.

Doch Stranwayne Castle birgt für Katherine noch manch andere Überraschung. Es wird ab und an ein bisschen gruselig und geheimnisvoll.

Die Autorin Sharon Cameron hat mit ihrem Debütroman „Stranwyne Castle – Das trügerische Flüstern des Windes“ ein schönes Jugendbuch geschrieben. Es eignet sich für Jung und Alt, was sich durch den locker-leichten Schreibstil – bis auf wenige Ausnahmen – gut lesen lässt.  Das Cover besticht durch die farbliche Aufmachung mit einer gelungenen Kombination des Frauengesichts.

Die Geschichte von Katherine, dem etwas anderen Onkel Frederik und seinem Castle hat mich überzeugt und ich freue mich auf eine Fortsetzung.