Rezension

Spannend und abwechslungsreich

Null-Null-Siebzig - Truthahn, Mord und Christmas Pudding - Marlies Ferber

Null-Null-Siebzig - Truthahn, Mord und Christmas Pudding
von Marlies Ferber

Bewertet mit 5 Sternen

„...Verwandtschaft ist wie Zitronensaft, gesund und schmackhaft nur in der richtigen Verdünnung...“

Rosalind, pensionierte Richterin, besucht das Grab ihres Mannes auf dem Friedhof. Auf dem Rückweg begegnen ihr zwei Männer, bevor sie ein Schlag auf den Kopf für immer verstummen lässt.

Sheila und James, pensionierter Geheimagent, treffen sich seit einiger Zeit zum gemeinsamen Frühstück. Sheila möchte James zur Teilnahme an einem Schauspiel überreden. Es ist als Resozialisierungsprojekt geplant. James aber hat keine Lust. Als noch am gleichen Tag Bruce Rigsby, ein ehemaliger Schulkamerad, nach 50 Jahren bei Sheila als Gast einzieht, wird James misstrauisch.

Die Autorin hat einen spannenden und amüsanten Krimi geschrieben. Es ist der vierte Teil mit dem 70jährigen James. Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen.

Ein Teil der Spannung ergibt sich schon allein durch die unterschiedlichen Vorstellungen von James und Sheila über ihren Lebensabend. James genießt die Stunden der Zweisamkeit, zieht sich aber auch gern einmal zurück. Sheila dagegen hat eine soziale Ader. Sie mag Menschen um sich. Die Gespräche zwischen den beiden können knallhart sein, aber auch humorvoll. Sheilas Mutter Phyllis mit über 90 Jahren ist reich. Sie hat ihre eigenen Ansichten vom Leben und testet gern auch Grenzen aus. Obiges Zitat stammt von ihr. Die Dialoge zwischen ihr und James strotzen von Hintergründigkeiten.

Nach dem Fund von Rosalinds Leiche wird James aktiv. Die Polizei hat ihm zwar gesagt, er solle sich heraushalten und alles spräche für die Eskalation der durch jugendliche Rowdys in der letzten Zeit gehäuft aufgetretenen Überfälle auf Friedhöfen. Doch James wäre nicht James, wenn er sich abhalten ließe, zumal ihm einige Ungereimtheiten aufgefallen waren.

Eine besondere Rolle im Handlungsablauf spielt das Theater. James hat sich doch entschlossen, als Schauspieler mitzuarbeiten. Das Theaterstück bringt eine weitere Farbe in die Handlung. Der Vergleich zwischen Schauspielerei und dem Spiel des Lebens gehört zu den besonders schönen sprachlichen Stilelementen. Sehr gut werden die Emotionen der Protagonisten herausgearbeitet. James` Angst um Sheila ist mit den Händen greifbar. Das Verhalten des 3jährigen Jamie bringt selbst Sheila an die Grenzen ihrer Toleranz. Alte Erinnerung werden lebendig. Auch für die Besinnlichkeit der Adventszeit und ihre Traditionen bleibt Zeit.

Das Cover passt in die Reihe der vorherigen Teile. Die beiden Protagonisten mit dem Weihnachtsbaum an der Seite wecken das Interesse.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte wurde logisch konsequent zu Ende erzählt. Mitraten und Mitdenken haben Spaß gemacht. Die Protagonisten waren für manch Überraschung gut. Kleine, feine Episoden am Rande der Handlung gehörten dazu, sorgten für Abwechslung und lockerten die Geschichte auf.