Rezension

Spannend und informativ

Goldschiefer - Gabriele Keiser

Goldschiefer
von Gabriele Keiser

Bewertet mit 5 Sternen

„...Auf humorige Weise berichtete er davon, dass Wein schon immer als ein Getränk der Götter angesehen wurde, und dass kein anderes Getränk so oft in der Bibel erwähnt worden sei...“

 

Das Buch beginnt spannend im Jahre 1984. Eine junge Frau stirbt in einem Weinkeller an Gärgasen.

Dann wechselt die Erzählung ins Jahr 2013. Helga erinnert sich an ihre Schwester Mary Lou, die im Jahre 1984 verschwunden ist. Die Akte soll demnächst geschlossen werden.

Gesine hat auf der Nordseeinsel Juist den Weinbauern Leonhard bei einer Weinpräsentation kennengelernt. Obiges Zitat stammt daraus. Nun ist sie auf den Weg zu seiner Familie.

In der Nähe des Friedhofs von Neuwied werden menschliche Knochen in einem Plastesack gefunden.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Franca und Clarissa, die beiden Kommissare, haben alle Hände voll zu tun. Nicht nur der alte Fall von 1984 beschäftigt sie. Beide ergänzen sich gut. Während Franca auf ihre Erfahrungen zurückgreift, ist Clarissa auch für neue Methoden offen. Außerdem lässt sie sich nicht von finanziellen Erwägungen bremsen, wenn sie von ihrem Vorgehen überzeugt ist.

Das Buch lässt sich flott lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Geschickt versteht es die Autorin, eine abwechslungsreiche Handlung mit einer Menge an Informationen zu spicken. Gesines Besuch bei Leonhard dient dazu, die vielschichtige und harte Arbeit der Weinbauern darzustellen, aber auch die Unterschiede zwischen konventionellen und biodynamischen Weinanbau herauszuarbeiten. Besonders gefallen hat mir, dass sich die Autorin nicht scheut, eine gehörige Portion Gesellschaftskritik im Roman unterzubringen. Neben „Geiz ist geil“ geht es insbesondere um die zunehmende Zwangsprostitution und ihre Folgen für die jungen Frauen.

Natürlich lädt das Buch zum Mitdenken und Miträtseln ein. Verdächtige gibt es genug.

Positiv fällt außerdem der Schreibstil des Romans auf. Gekonnte Beschreibungen von Land und Leuten mit entsprechenden Metaphern sorgen dafür, dass schnell ein Bild im Kopf entsteht. Aussagekräftige Dialoge bringen die Geschichte voran. Gerade durch solche Gespräche werden die unterschiedlichen Ansichten der beiden Kommissarinnen deutlich. Besonders köstlich fand ich das Gespräch von Franca mit dem neuen Pathologen. Mit seiner leicht arroganten Art trifft er voll Francas Nerv. Die Emotionen der Protagonisten werden nicht nur durch Worte, auch durch Taten für mich als Leser miterlebbar. Neid, Angst, Trauer, Wut sind einige davon.

Das Cover mit den blick von den Weinbergen auf den Rhein wirkt beruhigend. Für einen Krimi ist es ungewöhnlich.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Kombination von Spannung und Wissensvermittlung ist perfekt gelungen.