Rezension

Spannende Abenteuer in Gitte Niemandstochter

Galgenmädchen - Jean-Claude van Rijckeghem, Pat van Beirs

Galgenmädchen
von Jean-Claude van Rijckeghem Pat van Beirs

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1582. In Amsterdam leben Karel und Gitte von der Beutelschneiderei. Doch heute ist nicht ihr Tag. Als Gitte einen Zibellino klaut, wird sie erwischt. Alle Ausreden und Lügen helfen nicht. Sie läuft auf das Eis der Schelde.

Die Autoren haben einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Protagonistin Gitte hat mit ihren 14 Jahren schon ein hartes Leben hinter sich. Sie war fünf Jahre, als ihre Mutter sie vor dem Amsterdamer Waisenhaus stehen ließ. Sie weiß nur, dass ihre Mutter Bedienung in einem Gasthaus war. Von ihrem Vater bleibt ihr eine Muschel mit dem Namen des spanischen Adligen.

Gitte hat gelernt, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Sie ist nicht auf den Mund gefallen. Aber nun droht ihr der Galgen. Doch sie bekommt eine neue Chance.

Ausführlich und detailgenau wird das historische Amsterdam und seine Bewohner beschrieben. Es ist die Zeit der Befreiungskämpfe gegen Spanien. Mit Gitte reise ich als Leser nach Sevilla. Dort lerne ich das städtische Leben in seiner ganzen Vielfalt kennen. Der Roman zeichnet sich durch seine verschiedenartigen zusätzlichen Informationen aus, die geschickt in die Handlung eingebaut wurden. Dazu gehören zum Beispiel die typischen Feiern und Feste in Sevilla. Das zeugt von einer ausführlichen Recherche und gibt dem Buch seine historische Authentizität.

Das Buch lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Dazu beigetragen haben die ungewöhnliche Protagonistin, die immer wieder für Überraschungen gut ist, und die abwechslungsreiche Handlung. Der Schreibstil ist angenehm. Vielfach werden treffende Metapher verwendet. Die Dialoge sind gut aufgebaut und beleben die Handlung. Ab und an lässt Gitte ihrer leisen Humor aufblitzen. Die Autoren spielen auf der Vielzahl der Emotionen. Angst und Freude, Niedergeschlagenheit und Hinterlist, Zuneigung und Ablehnung sind nur einige der Themen.

Lobenswert ist, dass auch viele Nebenfiguren ausführlich charakterisiert werden. Dabei kommen die Autoren durchaus auf ungewöhnliche Ideen.  Welche möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Wie sich die Beziehungen zwischen den Protagonisten entwickelt, wird langsam, aber konsequent herausgearbeitet und dargestellt. Auch daraus bezieht der Roman einen Teil seiner Spannung.  

Das Buch ist nicht nur für die jugendliche Zielgruppe geeignet, auch ich habe einiges über die damaligen Zeitverhältnisse dazugelernt.

Das in dunklen Rot gehaltene Cover mit dem seitlichen Porträt eines jungen Mädchens ist auffallend. Der rote Untergrund enthält in zarter Zeichnung weitere Informationen, die im Buch eine Rolle spielen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Vielschichtige Handlung und historische Fakten wurden gekonnt miteinander kombiniert.