Rezension

Spannender Abschluss

Die Rache des Lombarden - Petra Schier

Die Rache des Lombarden
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

„...Was schadete es also, seine Nichte gern zu haben und ein wenig zu verwöhnen? Natürlich nur ganz unauffällig, denn er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er ein zu weiches Herz hätte. Es entsprach einfach nicht seinem Wesen...“

 

Das sind ungewöhnliche Gedanken für den Gewaltrichter Vinzenz van Clewe. Sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht ist normalerweise schroff und abweisend. Schon seine Blicke sprechen Bände.

Wir befinden uns in Köln des Jahres 1424. Die junge Witwe Aleydis muss sich erneut mit der Verwandtschaft ihres verstorbenen Gatten auseinander setzen. Ihre bitterste Stunde erlebt sie, als ihre Mündel Marlein und Ursel während ihrer kurzen Abwesenheit von Hartlieb entführt werden.

Auch der letzte teil der Trilogie lässt an Spannung keine Wünsche offen.

Der Schriftstil ist ausgereift und passt sich den historischen Gegebenheiten an. Aleydis ist reich. Das weckt Begehrlichkeiten. Manch einer will sie geschäftlich über die Ohren hauen. Doch die junge Frau ist clever. Andere hoffen auf eine Ehe, um so an Geld und Haus zu kommen. Aleydis allerdings ist für ihre Zeit gut gebildet und selbstbewusst. Ihre Eigenständigkeit würde sie nur dann aufgeben, wenn der künftige Gatte ihr in geschäftlichen Fragen freie Hand lässt.

Zu den Höhepunkten der Geschichte gehören die Gespräche zwischen Aeydis und Vinzenz. Letzterer kann es sich nicht verkneifen, ihr gute Ratschäge zu geben, obwohl er ihren sturen Kopf kennt.

 

„...Denn Ihr habt die unselige Angewohnheit, Euch in Dinge zu verstricken, die Euch gefährlich werden können und ich will nicht wieder in eurem Auftrag auf Mörderjagd gehen müssen. Oder weil es jemand auf Euch abgesehen hat...“

 

Wer glaubt, durch die ersten beiden Bände alle Protagonisten schon gut zu kennen, darf sich auf manch Überraschung gefasst machen. Ein Gespräch von Aleydis mit ihren Eltern führt in die Zeit vor ihrer Ehe und ermöglicht mir als Leser eine neue Sicht auf die Dinge. Gut charakterisiert ihr Vater Gregor van Clewe, Vinzenz´ Vater.

 

„...Eine von Gregors unangenehmen Eigenschaften ist seine Hartnäckigkeit. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er wie ein Straßenköter, der einen großen Knochen gefunden hat. Er lässt nicht mehr davon ab, komme, was wolle….“

 

Das Zitat ist auch ein schönes Beispiel dafür, wie gekonnt die Autorin mit passenden Metaphern umgeht.

Aleydis stehen schwere Zeiten bevor. Sie möchte ihre Mündel wieder, darf aber keine Schwäche zeigen. Als plötzlich einige von Hartliebs Söldner, die an der Entführung der Mädchen beteiligt waren, zusammengeschlagen werden, gibt man Aleydis die Schuld. Doch Vinzenz und sie befürchten einen völlig anderen Zusammenhang.

Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Es geht nicht nur um Aleydis. Viele weitere Schicksale und Lebensläufe sorgen für Abwechslung. Die losen Enden aus den letzten Bänden werden zusammengeführt.

Eine Karte von Köln, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort der Autorin ergänzen das Buch.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.